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Säen und abwarten
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Säen und abwarten

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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Anfang der Woche habe ich Samen für Sommerblumen und Salat ausgesät. Im kalten, aber frostfreien Wintergarten kann man das jetzt schon tun. Dann gibt’s ein bisschen Vorsprung im Garten, sobald es wärmer wird. Die Kinder haben Kresse fürs Frühstück und für ihre Smoothies gesät. Jetzt, Ende der Woche sprießt es in ihren Töpfen schon, während bei mir noch gähnende Leere herrscht.

Geduld ist nicht meine Stärke

Manches keimt schnell, und bei anderem dauert es gefühlt eine Ewigkeit, bis sich überhaupt etwas zeigt. Das kenne ich noch vom letzten Jahr. Wenn nach zwei Wochen noch nichts zu sehen ist, dann werde ich schon mal ungeduldig. Kommt da überhaupt noch was? War der Samen vielleicht alt? Habe ich etwas falsch gemacht? Dann buddle ich schon mal mit dem Finger im Topf herum und spüre den Samen nach. Manche liegen noch drin, wie ich sie reingelegt habe, und bei anderen zeigt sich tatsächlich unter der Erde schon was. Geduld, das ist nicht meine Stärke.

Auch das Himmelreich kann man nicht erzwingen

Heute wird in den katholischen Gottesdiensten ein Text aus dem Markusevangelium vorgelesen (Markusevangelium 4,26-34). Jesus antwortet auf die Frage. „Wie ist es denn mit dem Himmelreich?“ mit einem Gleichnis. Und auch da geht’s um das Aussäen. Mit dem Himmelreich – so Jesus – ist es wie mit einem Samen, der ausgesät wird. Er keimt, wann er will. Ich kann es nicht erzwingen und es auch nicht beschleunigen. Darauf vertraut der Bauer, der aussät. Und er vertraut darauf, dass alles wächst und er später etwas ernten kann.

Ich glaube fest: eine bessere Welt kommt

Ich finde es immer wieder großartig zu beobachten, wie eingesäte Samen anfangen zu keimen. Diese Kraft, die in den Samen steckt, und wie frisch es aussieht, wenn alles sprießt. Wirklich, es lässt sich nicht beschleunigen, aber auch nicht aufhalten. So also ist es mit dem Reich Gottes, dem Reich der Liebe und des Friedens. Keine Vertröstung für die Zeit nach dem Tod. Sondern eine Verheißung für hier und jetzt. Und ich glaube es wirklich: Diese bessere Welt kommt, sie lässt sich nicht aufhalten, auch in Zeiten wie diesen. Nur an meiner Geduld muss ich noch arbeiten. Beim Säen und im Glauben.

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