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Die Wut muss enden
Bild: LeonhardS_pixabay

Die Wut muss enden

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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„Die Wut muss enden. Durch jeden Einzelnen.“ Das fordert der Autor Erik Flügge angesichts der aufgeheizten Stimmung in unserem Land: Bauernproteste – teilweise von rechts unterwandert, Politiker, die bedroht werden, Hass, verletzende Verleumdung und ungezügelte Wut in den sozialen Medien.

Potenzial, unsere Demokratie zu zerstören

Ich finde all das äußerst bedenklich: Dass die Sprache immer mehr verroht. Menschen Neid schüren gegenüber Bürgergeldempfängern, Asylbewerbern und Ausländern. Nach dem Motto „das wird man ja wohl mal sagen dürfen“. All das hat das Potenzial, unsere Gesellschaft, unsere Demokratie zu zerstören.

Demokratie braucht Diskussionen mit dem Ziel, einen Konsens zu bilden

Die Demokratie ist auf Austausch, Kritik und Diskussion angewiesen. Auf Meinungsbildung – auch auf Demonstrationen, in denen Gruppen auf ihre Anliegen aufmerksam machen. Aber bei all dem muss es darum gehen, einen Konsens zu bilden und gemeinsam das Beste zu erreichen. Diskussionen, in denen das Gegenüber nicht gehört, sondern ausgebuht wird, Streiks, die nur lahmlegen und zerstören wollen, Demonstrationen, die destabilisieren wollen: die haben nicht die Gemeinschaft, sondern deren Zerstörung als Ziel.

Versuchen als Gemeinschaft anständig durch schwierige Zeiten zu kommen

Klar ist: Probleme müssen angesprochen werden, zur Not eben auch deutlich. Die Frage ist nur, wie ich sie anspreche: Ob lösungs- und zielorientiert oder so, dass ich die Probleme nutze, um das Gegenüber zu Fall zu bringen. Ich will nicht von Liebe reden, das klingt vielleicht zu naiv und romantisch, aber: Neid und Wut dürfen nicht die Oberhand haben, sondern Respekt und Achtung der Würde des anderen. Und ich will von Gemeinschaft reden, die nötig ist, um schwierige Zeiten zu meistern. Altbundespräsident Herzog hat in einer vielbeachteten Rede einmal vom Ruck gesprochen, der durch Deutschland gehen muss. In diesen Zeiten muss ich oft an diese Aussage denken, und ich wünsche mir, dass wir uns endlich zusammenreißen, die Zeiten akzeptieren, in denen wir leben, die Armen nicht vergessen und versuchen, zusammen, als Gemeinschaft, anständig da durch zu kommen.

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