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Zwischen den Jahren
Bild: Bella H./Pixabay

Zwischen den Jahren

Judith Vonderau
Ein Beitrag von Judith Vonderau, Katholische Autorin bei "kirche im hr", Bad Orb
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In diesen Tagen befinden wir uns zwischen den Jahren. Ein Ausdruck, der auf den ersten Blick gar keinen Sinn ergibt. Wenn ein Jahr endet, beginnt das nächste. Ein Dazwischen kann es demnach gar nicht geben. Die Formulierung hat historische Gründe. Sie hat nämlich damit zu tun, welche Art von Kalender verwendet wird, um ein Jahr zu zählen. Mond- und Sonnenkalender sind unterschiedlich und wenn man versucht, beide miteinander in Einklang zur bringen, kommt es zu einer Differenz von elf Tagen.

Im Laufe der Geschichte haben die unterschiedlichen Kulturen versucht, damit umzugehen. So wurden zum Beispiel im Alten Ägypten an ein Kalenderjahr noch ein paar Tage angehängt. Kompliziert wird es dann natürlich auch, wenn ein bestimmter Tag als Neujahrstag festgesetzt werden soll. Der wechselte immer wieder. Mal war es der 6. Januar, mal der 1. März, mal der 25. Dezember.

Das wurde aber auch Zeit: ein Kalender für alle

Im 16. Jahrhundert schließlich sollte mit dem Durcheinander Schluss sein. Papst Gregor XIII. führte einen neuen Kalender ein. Dieser Gregorianische Kalender sollte Klarheit, Einheitlichkeit und Verbindlichkeit schaffen. Hier und da waren noch eine Korrektur und Reform notwendig und dann funktionierte es auch wirklich. Das, was durch den Gregorianischen Kalender festgelegt wurde, ist für uns noch heute gültig.

Der neue Kalender wurde aber nicht überall zur gleichen Zeit eingeführt und so gab es doch wieder Verwirrung. In einer Gegend war man dann noch im alten Jahr, in einer anderen Gegend schon im neuen. Also irgendwie zwischen den Jahren.

Obwohl das nun schon so lange her ist, hat sich die Redewendung gehalten. Auch wenn diese Redewendung für die heutige Zeit ihre Bedeutung verloren hat, habe ich den Eindruck, dass die Zeitspanne, die sie bezeichnet, für viele Menschen doch noch eine Bedeutung hat. Denn mit ihr geht ein besonderes Lebensgefühl einher.

Gerade ist der Weihnachtstrubel vorbei, es ist eine Woche Pause bis zur nächsten Feier an Silvester. Schulen und viele Kindergärten haben geschlossen; viele Menschen nehmen Urlaub und sind zu Hause. Eine Woche zum Luftholen und Durchatmen. Vielleicht auch zum Innehalten und um das Jahr gedanklich zu verarbeiten. Eine Woche Ruhe, um das alte abzuschließen und sich auf das neue Jahr einzustellen.

Was macht für Sie die Zeit zwischen den Jahren aus?

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