Das strahlende Flüchtlingsmädchen
Wenn meine Mutter von der Nachkriegszeit erzählt, dann hat das eigentlich immer zwei Seiten. Einmal natürlich diese: „Wir hatten ja nichts. Wir haben Suppe aus Kartoffelschalen gekocht“, und „Wir hatten auch oft Hunger.“ Aber dann gibt es auch die andere Seite. Dann erzählt sie: „Es war auch eine schöne Zeit. Wenn wir uns alle bei dem Nachbarn versammelt haben, um Radio zu hören. Da haben wir viel gelacht. Es gab so eine Solidarität. Trotz allem. So was habe ich später nicht mehr erlebt.“
Unicef hilft Kindern seit 1946
Heute feiert „Unicef“, das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Geburtstag. 1946 ist es gegründet worden, um Kinder im zerstörten Europa zu unterstützen. Heute unterstützt Unicef Kinder und ihre Mütter in über 190 Ländern der ganzen Welt. Viele von ihnen fliehen auch zu uns.
Sie hat mir ein Bonbon angeboten und gestrahlt
Neulich hat mir in der Straßenbahn eine Mutter mit ihrer vielleicht 5-jährigen Tochter gegenübergesessen. Sie war orientalisch gekleidet und hatte einen langen schwarzen Zopf, genau wie ihre Tochter. Deshalb habe ich mir gedacht: Sicher ist sie noch nicht lange in Deutschland. Und ich habe vermutet: Sie ist Flüchtling. Die Mutter hat nur sehr ernst vor sich hingeschaut. Das Mädchen hatte eine Tüte Maoam in der Hand. Sie hat sehr sorgfältig ausgesucht, welches sie als nächstes auspacken und essen wollte. Dann hat sie gesehen, dass ich ihr zuschaue. Und sie hat mir auch eins angeboten. Ich habe mir eins aus ihrer Tüte genommen, um ihr eine Freude zu machen. Und tatsächlich hat sie von einem Ohr zum anderen gestrahlt.
Trotz Angst und Erinnerung kann sie die kleinen Freuden genießen
Danach hat sie mich ganz zufrieden angelächelt, und wir haben beide unser Bonbon gelutscht. Da hab ich mir gedacht: Vielleicht ist es bei ihr so ähnlich wie damals bei meiner Mutter: Sie bringt natürlich ihre Angst und ihre Erinnerungen mit. Aber ich kann sehen: Sie kann die kleinen Freuden genießen.
Kinder sind so hilflos und zerbrechlich – sie brauchen Schutz
Mich hat ihr Lächeln im Herzen berührt. Und ich denke: Kinder sind so hilflos und zerbrechlich. Sie und ihre Mütter brauchen ganz viel Schutz, besonders in dieser Zeit. Und zu sehen, wie sie aufblüht und Freude empfindet, macht auch mir Freude.
