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Zärtliche Berührung
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Zärtliche Berührung

Rolf Müller
Ein Beitrag von Rolf Müller, Pastoralreferent Pfarrei Mariä Himmelfahrt, Frankfurt
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Vor Kurzem war ich mit einer alten Bekannten auf dem Friedhof in unserem Stadtteil. Wir haben das Grab ihres Vaters besucht. Als wir vor dem Grab gestanden haben, habe ich eine kleine Geste bei meiner Begleiterin beobachtet. Sie ist schweigend zum Grabstein gegangen und hat ihn einmal ganz zärtlich und liebevoll gestreichelt. Das hat mich sehr berührt. Denn ich habe gespürt, mit wie viel Liebe und Zuneigung sie an ihren Vater dabei denkt. Später hat sie mir dann noch mehr über das Streicheln erzählt. „Ich fühle mich mit meinem Vater in diesem Moment so verbunden“ und: „Ich glaube, ich bekomme dabei ein wenig Kraft vom Himmel!“

Ein leichtes Echo beim Berühren des Grabsteins

Diese Geste und ihre Worte dazu gefallen mir sehr. Als ich in diesem November bei den Gräbern meiner Verstorbenen war, habe ich das mit dem Berühren des Grabsteins auch so gemacht. Denn ich merke: Ich vermisse besonders die Berührungen mit den Menschen, die schon verstorben sind – das Klopfen auf die Schulter, die Umarmung, den einfachen Handschlag. Ich weiß: Das kommt nie mehr wieder. Aber als ich den Grabstein mit meiner Hand berührt habe, habe ich wenigstens ein leichtes Echo davon gespürt. Es hat mir einfach gut getan, was zum Anfassen zu haben. Und auch ich habe mich in diesem Moment meinem verstorbenen Vater und meinem Bruder sehr nahe gefühlt.

Irgendwann werde ich meine Verstorbenen wieder richtig berühren können

Ich glaube: Diese Geste werde ich jetzt immer bei meinen Friedhofsbesuchen machen. Sie erinnert mich auch an das, was ich glaube: Meine Verstorbenen leben bei Gott. Und ich hoffe darauf: Irgendwann werde ich sie auch wieder richtig berühren können; auch wenn ich mir das im Moment noch gar nicht vorstellen kann. Aber diese Hoffnung gibt mir wirklich Kraft vom Himmel.

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