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Es kommt ein Schiff – Gott ist unterwegs
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Es kommt ein Schiff – Gott ist unterwegs

Stephan Krebs
Ein Beitrag von Stephan Krebs, Evangelischer Pfarrer, Langen
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Der amerikanische Frachtsegler „Dei Gratia“ ist alleine in den Weiten des Atlantiks unterwegs. Da taucht am Horizont ein anderes Segelschiff auf. Gespannt schaut die Besatzung, was da auf sie zukommt. Als sich der Zweimaster nähert, erkennen die Seeleute: Es ist die „Mary Celeste“.

Eine besondere Begegnung auf dem Ozean

Freude kommt auf. Das Schiff stammt auch aus New York – wie sie. Man kennt sich. So eine Begegnung ist in den menschenleeren Weiten des Ozeans kostbar. Doch die Freude verfliegt schnell. Die „Mary Celeste“ sieht äußerlich zwar unversehrt aus, aber es ist keine Menschenseele an Bord.

Spurlos verschwunden - bis heute

Die Besatzung ist spurlos verschwunden - bis heute, genau 150 Jahre später. Was hat die Besatzung bewogen, die Sicherheit ihres intakten Schiffes zu verlassen? Was ist aus ihr geworden? Das konnte nie eindeutig geklärt werden. Zehn verlorene Menschen, darunter das zweijährige Kind des Kapitäns. Die „Mary Celeste“ gilt als eines der berühmtesten Geisterschiffe in der Geschichte der Seefahrt.

Verloren in der Weite

Sie gibt ja auch ein bedrückendes Bild ab: Ein Schiff, das eigentlich Menschen bergen und Kurs halten sollte, treibt leer und ziellos im Meer herum. Manche rührt dieses Bild an. Vielleicht drückt es etwas von ihrem Lebensgefühl aus: verloren in der Weite des Lebens, ohne klares Ziel, irgendwie leer.

Ein Schiff im Advent

Das Geisterschiff „Mary Celeste“ ist für mich das genaue Gegenbild zu jenem Schiff, von dem ein Adventslied handelt: Viele kennen den Text. Er beginnt so: „Es kommt ein Schiff geladen bis an sein´ höchsten Bord, trägt Gottes Sohn voll Gnaden, des Vaters ewigs Wort. Das Schiff geht still im Triebe. Es trägt ein´ teure Last. Das Segel ist die Liebe, der Heilig Geist der Mast.“

Kurs auf Menschheit

Dieses Schiff ist nicht menschenleer. Es trägt Jesus Christus, in dem sich Gott menschlich macht. Das Schiff treibt auch nicht ziellos umher. Mit ihm nimmt Gott Kurs auf die Menschheit. Es ist also kein Geisterschiff, sondern ein Schiff des Heiligen Geistes.

Advent - da kommt etwas auf uns zu

Wozu dieses merkwürdige Bild von einem Segelschiff und Gott? Es ist der Versuch zu beschreiben, um was es aus christlicher Sicht im Advent geht: Das lateinische Wort Advent bedeutet Ankunft. Die Ankunft Gottes in der Welt steht bevor. Gott ist nicht mehr nur im fernen Himmel zu vermuten, sondern hat sich aufgemacht: Kurs Erde, Kurs Mensch. Dafür steht symbolisch das Schiff. Es kündigt an, dass Gott unterwegs ist zu uns.

Den inneren Kompass ausrichten

Denn Gott wird menschlich, nimmt in Jesus Christus menschliche Gestalt an, weil er den Menschen nahe sein will. Weil er sie wärmen, trösten und ihnen eine neue Richtung geben will. Niemand soll verloren gehen. Deshalb gilt für den eigenen inneren Kompass: Kurs setzen auf Nächstenliebe! Modern übersetzt heißt das: Leben im Geist von gegenseitigem Respekt und Mitgefühl. Damit gibt einem der Advent etwas, das erfüllt. Das man im Alltag tun kann.

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