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Aus Fehlern lernen
Bild: Alexa/Pixabay

Aus Fehlern lernen

Steffen Flicker
Ein Beitrag von Steffen Flicker, Schulleiter der katholischen Schule Marianum Fulda und Vorsitzender des Katholikenrates im Bistum Fulda
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"Nobody is perfect!“ Wie oft habe ich diesen Satz schon gehört. Ein ziemlich abgedroschener Satz – aber er bringt so schön kurz eine alte menschliche Erfahrung auf den Punkt. Eine Erfahrung, die ich für ungemein heilsam empfinde. Wie viele Menschen streben nach Perfektion und können sich dann kaum eingestehen oder gar verzeihen, wenn ihnen ein Fehler unterlaufen ist.

Ich finde es gar nicht so bemerkenswert, wenn Menschen Fehler machen. Viel spannender finde ich, wie Menschen damit umgehen, wenn sie etwas falsch gemacht haben. Und ich selbst arbeite ja auch an mir, dass ich gut mit meinen Fehlern umgehen kann. Das ist manchmal gar nicht so einfach.

Von dem römischen Dichter und Philosophen Horaz stammt der Ausspruch: „Fantasie ist die Kunst, aus Fehlern zu lernen, die man noch machen wird.“ Eine schöne Definition von Fantasie. Horaz hat sich in vielen seiner Abhandlungen mit dem Umgang von Fehlern beschäftigt. Wichtig dabei ist ihm nicht die Frage, wie ich Fehler möglichst vermeiden kann, sondern wie ich aus Fehlern lernen kann.

Für mich ist das ein ganz zentrales Anliegen: Wie kann ich aus Fehlern lernen? Und was kann ich aus Fehlern lernen? Denn nur daran kann ich wachsen. Ansonsten mache ich bei nächster Gelegenheit wieder den gleichen Fehlgriff und ärgere mich dann über mich selbst. Und wenn ich dann noch, wie Horaz sagt, aus Fehlern lerne, die ich noch gar nicht gemacht habe, sondern erst noch tun werde, dann erweitere ich meine Fantasie. Ein schönes Bild. Aber auch eine große Herausforderung.

Jeder Fehler hat auch eine Botschaft

In der Bibel wird oft von Menschen berichtet, die Fehler haben oder ein Fehlverhalten zeigen. Und gerade auf diese Menschen geht Jesus zu. Gerade diese Menschen spricht er an. In den Bibeltexten enden dann oft diese Erzählungen mit der Aufforderung von Jesus an die Menschen: „Geh und sündige nicht mehr!“

Zu Fehlern stehen, sie bekennen, Reue zeigen, sich entschuldigen. Gar nicht so einfach im Alltag: Wenn ich mich über jemanden so richtig geärgert habe, fällt es mir mitunter schwer, dessen Entschuldigung anzunehmen. Aber nur so kann Verzeihung geschehen. Denn andererseits erwarte ich ja auch, dass man meine Entschuldigung annimmt. Aus Fehlern lernen – ein wichtiger Vorsatz, den ich mir immer wieder neu bewusst mache. „Nobody is perfect“ – das stimmt. Und das ist auch gut so. Aber weil das so ist, muss ich mich nicht lange über Fehler, die mir unterlaufen, ärgern, sondern vielmehr überlegen, was ich aus diesen Fehlern lernen kann. Das nehme ich mir vor.

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