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Gnade macht alles licht
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Gnade macht alles licht

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Er wollte alles. An dem Tag aber gelang ihm nichts. Er ist einer der besten Torhüter der Fußball-Bundesliga. Bis zur 32. Minute geht alles gut. Dann muss er raus aus dem Tor, läuft dem Ball entgegen und verschätzt sich. Ein Gegenspieler schießt den Ball ins leere Tor. Das kann passieren, sagt er sich in der Halbzeit. Es passiert aber nochmal, gleich nach der Halbzeit. Diesmal fängt der Torwart den Ball. Er rutscht ihm aber durch die Hände. Wieder ist ein Spieler der anderen Mannschaft zur Stelle und macht das Tor. Und, als wäre das noch nicht genug - auch einen dritten Ball verpasst der Torhüter, mittlerweile stark verunsichert. Man sieht ihm an, dass er seine Verantwortung spürt. Und was geschieht?

Gefeiert werden, trotz gemachter Fehler

Er wird trotzdem gefeiert. Nach dem Spiel rufen Tausende Fans im Stadion seinen Namen. Sie wissen, was sie an ihm haben. Auch wenn er einen Schattentag hatte. Die Zuschauer machen ihn licht. Verlierer brauchen nicht noch Spott und Hohn, sondern Mitgefühl. Die Geschichte vom Torwart und seinem Schattentag ist ein Lehrstück vom Licht im Schatten. Es lehrt, was Gnade kann. Fans verzichten auf ihr gutes Recht. Sie spotten nicht - sie fühlen mit.

Menschen aufbauen durch Verständnis

Das gibt es auch sonst, Gott sei Dank. Wenn Eltern auf ihr gutes Recht verzichten. Sie ersparen sich Vorwürfe, knallen keine Türen und stellen ihre Kinder nicht lange zur Rede. Das Wort dafür ist Gnade. Ich sehe den Verlierer, wie er sich grämt. Und nehme ihn oder sie in meine Arme, sozusagen. Ich baue Menschen auf durch Verständnis. Ich weiß doch, dass mir das alles so oder ähnlich auch passieren kann. Ich will Großes vollbringen, überschätze meine Kräfte und lande irgendwo im Nichts.

Gnade, der gute Geist von Pfingsten

Gnade ist das, was alles licht macht. Und was Gott macht, wenn ich versage. Weil ich hochmütig werde oder meine Kräfte überschätze. Gott verzeiht, bringt Licht in den Schatten. Das macht er nicht, weil er lieb ist. Das macht er, weil Verzeihen aufbaut. Menschen ändern sich, wenn überhaupt, durch Verzeihen. Also durch Gnade, den guten Geist von Pfingsten.

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