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Waschmaschinen schleppen
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Waschmaschinen schleppen

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Letztens klingelt es an der Tür. Meine Nachbar Per steht vor der Tür. „Alexander, kannst du mir helfen?“, fragt er. Und zeigt auf sein Auto. Im Kofferraum seines Kombis liegen eine Waschmaschine und ein Trockner. Die müssen in den Waschkeller. „Logisch, mache ich“, sage ich und ziehe mir meine Turnschuhe und Handschuhe an. Und als wir die Waschmaschine auf die Sackkarre wuchten, kommt unser Nachbar Patrick vorbei. „Jungs, kann ich euch helfen?“, fragt er. Klar. Zu dritt schleppen wir alles in den Waschkeller. „Ich danke euch von Herzen“, sagt Per, nachdem Waschmaschine und Trockner auf dem richtigen Platz stehen. „Es ist echt super, so hilfsbereite Nachbarn zu haben.“ 

Wir teilen unsere Sorgen

Ja, ich wohne wirklich in einer echt netten Nachbarschaft. Wir kennen uns nicht nur mit Namen und grüßen uns. So hatte ich es jedenfalls in dem Mietshaus erlebt, in dem wir vorher gewohnt haben. Jetzt wohne ich in einem anderen Viertel in Wiesbaden. Da habe ich Nachbarschaft ganz anders erfahren – wir pflegen unsere Gemeinschaft und unterstützen uns. Wir haben schon so manchen netten Abend bei einem Glas Wein verbracht. Wir teilen unsere Sorgen – zum Beispiel bei Problemen im Kindergarten oder in der Schule. Wir helfen uns aus, wenn mal Zucker, Butter oder ein Ei fehlen. Wenn wir in den Urlaub fahren, dann sind die kleinen Mädchen in unserer Nachbarschaft ganz wild darauf, unsere Kaninchen zu versorgen. In der Corona-Zeit haben wir über Videokonferenz gemeinsam chinesisch gekocht. Und was ich wirklich schätze: Wir tolerieren unsere unterschiedlichen Lebenskonzepte. Nehmen aufeinander Rücksicht. 

So...geht es nicht jedem

Mir ist schon klar: So geht es sicher nicht jedem. Da gibt es Streit und Konflikte zwischen Nachbarn. Weil die Mülltonne mal wieder überfüllt ist. Weil die Musik nebenan viel zu laut ist. Weil der Nachbar schon wieder die Straße nicht ordentlich gekehrt ist. Nicht umsonst hat ja Friedrich von Schiller einmal geschrieben: „Es kann der Frömmste nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt.“ 

Ein bisschen wie eine Familie

Eine gute Nachbarschaft: Das ist für mich ein bisschen wie eine Familie. Wenn nebenan abends das Licht brennt: Dann habe ich Gefühl, ich bin nicht alleine. Da kann ich hingehen, wenn ich mal mit jemanden reden muss. Schon die Bibel schätzt die Nachbarschaft, da heißt es: „Besser ein Nachbar in der Nähe als ein Bruder in der Ferne.“ (Spr 27,10) Vielleicht ist das Wort ein bisschen groß, aber für mich ist all das so etwas wie gelebte Nächstenliebe. 

In unserer Nachbarschaft sind wir alle ungefähr ein Alter. Gemeinsam sehen wir unsere Kinder aufwachsen, gemeinsam werden wir älter. Unsere Gemeinschaft wird sich verändern. Aber ich hoffe, wir werden uns immer wieder gegenseitig helfen und füreinander da sein.

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