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Eine Krippe, die besonders motiviert…
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Eine Krippe, die besonders motiviert…

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Im Advent reagier ich manchmal richtig allergisch auf lästige Pflichten. Ich fühl mich jetzt oft schon urlaubsreif. Und merk aber: Ich muss noch Gas geben. Es ist Jahresendspurt. Ich muss mich um jede Menge Formulare und Mails kümmern. Um aktuelle – und ehrlich gesagt auch um liegen gebliebene. Und dann steht noch das Thema „Weihnachtsgeschenke“ an. Deswegen brauch ich noch öfter als sonst einen Motivationsschub. 

Eine Anekdote aus Neapel

So einen kleinen Schub hab ich zum Glück gerade gespürt: Mich hat eine Geschichte des Autors Luciano de Crescenzo zum Schmunzeln gebracht. Er erzählt eine Anekdote aus Neapel, die irgendwann kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielt. Und es geht darin um eine Weihnachtskrippe. Aber beim Lesen hab ich gedacht: Es geht auch um meine aktuellen Pflichten. 

„Ich brauch doch die leeren Schachteln"

In der Geschichte bastelt ein Vater jahrelang an der Familienkrippe herum, die an Weihnachten aufgestellt wird. Es gibt inzwischen nicht nur den Stall mit dem Jesuskind. Als Hintergrund hat er auch Bethlehem nachgebaut. Das Kuriose: Die Stadt besteht aus alten Medizinschachteln. Denn rund um das Basteln der Häuser hat sich der Vater einen charmanten Trick ausgedacht. Mit ihm motiviert er seinen kleinen Sohn das ganze Jahr über bei einer lästigen Pflicht: Sein Kind muss oft eine bittere Medizin schlucken. Der Vater überzeugt ihn immer wieder, sie zu nehmen. Er sagt nämlich: „Ich brauch doch die leeren Schachteln für die Krippe“. 

Er ist ein Motivationskünstler

Ich musste lächeln und hab gedacht: Dieser Papa ist ein Motivationskünstler. Er zeigt seinem Sohn sehr geschickt in Verbindung mit einer lästigen Pflicht ein attraktives Ziel. Dann ist mir aufgefallen: Ich ticke eigentlich genau wie dieser Junge. Und vielleicht funktioniert der Trick deswegen auch bei mir. Und ich kann lästige Pflichten dadurch verschönern, dass ich ein Ziel vor Augen hab. Dann lass ich mich nicht mehr so schnell mürbe machen. 

Meine To-do-Liste wird toll aussehen

Ich stell mir das so vor: In den stressigen nächsten Tagen stell ich mir immer mal wieder vor: Wie toll wird meine To-do-Liste aussehen, wenn an Heiligabend viele Aufgaben durchgestrichen sind? Und an den Feiertagen will ich diese Streichungen auf der Liste wirklich wertschätzen. Nach dem Motto: Ich hab so gut wie es ging Pflichten erledigt. Und damit will ich nun auch mal zufrieden sein.

 

 

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