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Weihnachtsbaum raus - Tulpen rein
Bild: Gernot_pixabay

Weihnachtsbaum raus - Tulpen rein

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
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Am Samstag hab ich sie mir endlich gekauft. Frische Tulpen, einen ganzen Bund. Kurz nach Neujahr hab ich sie schon im Supermarkt an der Kasse entdeckt. Aber da war es mir doch noch ein bisschen zu früh für Frühling. Ich wollte noch festhalten an der weihnachtlichen Stimmung, zu der für mich auch all die Lichter und die Dekorationen gehören. Ich mag es, mich nach Weihnachten ein wenig zurück zu ziehen, mich zuhause einzuigeln und viel Zeit daheim zu verbringen. Aber nun war es soweit – und nachdem ich den Weihnachtsbaum und alles andere abgeräumt, mal ordentlich gelüftet und gewischt hatte, war es da: Das Gefühl von Frische, von Tatendrang und Neuanfang.

Eigentlich ganz biblisch

Eigentlich ganz biblisch, hab ich bei mir gedacht. Auch die Krippe mussten die Leute damals ja irgendwann mal verlassen, wieder losziehn, selbst wenn da Großes zu sehen und zu erleben war. Natürlich – der Vergleich hinkt etwas: Ersten hat der Stall mit der Krippe in Bethlehem herzlich wenig mit meinem wohlig warmen Wohnzimmer mit Kerzenlicht zu tun. Zweitens hab ich mir deutlich länger Zeit an der Krippe gelassen als die Hirten und Sterndeuter damals. Das Lukasevangelium erzählt lapidar: „Die Hirten kehrten zurück“ – und zwar kaum, dass sie das Kind gesehen und ihre Geschichte von der Botschaft der Engel erzählt hatten (vgl. Lukasevangelium 2,20) Auch von den Sterndeutern schreibt das Matthäusevangelium, dass sie – kaum hatten sie ihre Geschenke abgegeben - „heim in ihr Land“ zogen (vgl. Matthäusevangelium 2,12).

Die Krippe ist kein Ort zum Verweilen sondern zum Verändern

Sie alle sind verändert von der Krippe weggegangen: Die Hirten „rühmten Gott und priesen ihn für alles, was sie gehört und gesehen hatten…“ (Lukasevangelium 2,20) auch noch auf ihren Feldern, und die Sterndeuter sind auf einem anderen Weg nach Hause zurückgegangen (Matthäusevangelium 2,12). Die Krippe ist kein Ort zum Verweilen. Von dort geht es zurück in den Alltag, aber verändert: Im besten Fall lobend und preisend oder schlauer als zuvor.

Erfrischt und gestärkt in den Alltag im neuen Jahr

Meine Tulpen sind auch im Winter das Zeichen dafür: Erfrischt und gestärkt will ich in den Alltag im neuen Jahr ziehen.

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