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Freunde fürs Leben
GettyImages/Gulcin Ragiboglu

Freunde fürs Leben

Andrea Seeger
Ein Beitrag von Andrea Seeger, Evangelische Theologin
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Der Mensch ist nicht dafür gemacht, alleine durch Leben zu gehen. So ist es nicht verwunderlich, dass viele Studien belegen: Freundschaften sind ausschlaggebend für Glück und Gesundheit. Für viele Menschen ist der Kern der Freundschaft, dass man für den anderen da ist, wenn er einen braucht.

Eine besondere Freundschaft

Freundschaft ist darüber hinaus friedenserhaltend. Heute vor zwei Monaten hat die Hamas ein brutales Massaker an wehrlosen Israelis verübt. Der Schock hält an, das Entsetzen, die Ohnmacht. Es braucht jetzt gute Beispiele von Freundschaft und Solidarität. Dafür stehen beispielhaft der israelische Palästinenser Jalil Dabit und sein Freund Oz Ben David, ein jüdischer Israeli. Die beiden betreiben zusammen ein Restaurant in Berlin.

Kennengelernt habe sie sich vor Jahren bei einem Teller Hummus, einem arabischen Püree aus Kichererbsen. Sie diskutierten darüber, welcher Hummus der beste sei. So begann ihre Freundschaft.

Freundschaft wird auf die Probe gestellt

Nach dem Überfall am 7. Oktober konnte Oz Ben David das Lokal nicht mehr ertragen, Arabisch mochte er nicht mehr hören. Das Restaurant wurde erst einmal geschlossen. Oz Ben David rief seinen palästinensischen Freund an, schleuderte ihm seine Wut entgegen, immer und immer wieder. Er sagte so etwas wie: „Sieh dir an, was sie getan haben!“ Als Konsequenz müsse nun in Gaza alles zerstört werden. Der palästinensische Freund bekannte ihm: „Auch ich habe geweint.“

Ein Ort der Verbindung

Vor allem aber hörte er zu, wann immer Oz Ben David anrief. Der spürte nach ein paar Tagen, dass die Rachegefühle Platz machten für etwas Anderes: für die Überzeugung, dass ihr Restaurant ein Ort ist, der Verbindungen schafft, über alle Grenzen hinaus. Und dass das jetzt wichtig ist.

Also öffneten sie wieder. Jeden Abend ist es voll. Nicht nur, weil sie den ihrer Meinung nach besten Hummus anbieten, den es gibt – kreiert nach Rezepten ihrer beiden Großmütter. Sondern, weil es ein Ort ist, an dem das Menschliche siegt und die Freundschaft.

 

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