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Das Salz im Brötchen
pixabay/Manfred Richter

Das Salz im Brötchen

Ingo Schütz
Ein Beitrag von Ingo Schütz, Evangelischer Pfarrer, Oberursel-Bommersheim
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Lustvoll beißen sie ins Brötchen. Eine Wurst ist drin, ein Bratling, Grillkäse oder Steak. Das schmeckt den Gästen. Wir feiern Gemeindefest. Alle sind eingeladen und lassen es sich gut gehen. Die Kleinen vergnügen sich auf der Hüpfburg und beim Kinderschminken. Die Bürgermeisterin und die Brunnenkönigin von Oberursel geben sich ein Stelldichein. Und gegen den kleinen oder großen Hunger gibt es Gutes vom Grill. Das Grillgut ist von lokalen Anbietern aus unserem Ort. Die Schlangen sind lang, von diesen kulinarischen Highlights wollen alle etwas haben.

Salz vergessen

Was offenbar niemand merkt: Die Brötchen schmecken gar nicht. Der Bäcker hat vergessen, Salz in den Teig zu geben. Am frühen Morgen war es wohl sehr hektisch in der Backstube. Unsere Bestellung von 200 Semmeln hat er zwar vorbereitet, aber diese eine, wichtige Zutat vergessen. Als er es merkt, ist es zu spät. Das ist ihm furchtbar peinlich. Er will sie uns gar nicht verkaufen, aber wir brauchen nun mal die Ware. Er gibt sie uns kostenlos und wir riskieren es. Am Grill verraten wir es keinem. Und tatsächlich: Niemand merkt’s. Alle genießen ihr Essen, als wäre es wie immer.

Salz der Erde

Wenn ich darüber nachdenke, dann ist es wie so oft. Vieles, was fehlt, fällt erstmal gar nicht auf. Nur wer eingeweiht war, hat es bemerkt: Es schmeckt unangenehm und fad. Das ist in meinem Alltag nicht anders. Ohne die wesentlichen Zutaten des Miteinanders bleibt das Leben fad. Dass wir freundlich zueinander sind, dass wir auf einander achten, dass nicht jeder nur an sich selber denkt. Dinge, die auch in der Bibel als wesentlich beschrieben werden. „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“, heißt es da, und „Einer trage des Anderen Last“. So sollte das Leben sein, und Jesus geht so weit zu sagen: Wer mir darin nachfolgt, ist wie das Salz der Erde. Wo ein solches Miteinander fehlt, wird das Leben unangenehm und fad. Aber viel zu oft gerät es aus dem Blick, wenn das Miteinander verloren geht.

Gelungenes Miteinander

Beim Gemeindefest war das Grillgut salzig genug, um den Mangel zu kaschieren. Vielleicht ist das im Alltag ganz ähnlich, wenn ich mich ablenken lasse von dem, was fehlt. So fällt gar nicht auf, was eigentlich unangenehm ist und fad.

Ich denke an die salzlosen Brötchen zurück und nehme mir vor: Ich will besser darauf achten, wenn etwas fehlt im Miteinander. Und mich freuen über all das Gute, das es schon gibt.

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