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Fehlerfreundlichkeit
Bild: Pixabay / Ana Krach

Fehlerfreundlichkeit

Dr. Elisabeth Krause-Vilmar
Ein Beitrag von Dr. Elisabeth Krause-Vilmar, Evangelische Pfarrerin, Bad Vilbel
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Bei einem Spaziergang habe ich Worte aufgeschnappt, bei denen ich schmunzeln musste. 

Ein Vater ist mit seinem Sohn unterwegs. Der Sohn macht seine ersten Versuche auf Inline-Skatern, die allerersten.

„Niemand kommt auf die Welt und kann schon Inline-Skaten“

Er kann kaum das Gleichgewicht halten und der Vater schiebt und zieht ihn zugleich und hält ihn fest. Das Kind ist verzweifelt.

Doch dann sagt der Vater so laut, dass selbst ich es höre:
„Niemand kommt auf die Welt und kann schon Inline-Skaten.“    
Das überzeugt das Kind sofort und es fängt an laut über die Straße weitere Beispiele aufzuzählen:
„Niemand kommt auf die Welt und kann schon Fußballspielen.“
„Niemand kommt auf die Welt und kann schon Mathe.“

Eine fehlerfreundliche Haltung entwickeln

Die beiden habe ich aus den Augen verloren, aber die Worte des Vaters sind mir nachgegangen. Sie haben die Situation verändert, ohne gleich alles gut zu machen. Das Inline-Skaten fiel dem Kind weiterhin schwer, aber die Schwere war weg. 

Ich frage mich, aus welcher Erfahrung der Vater da gesprochen hat? Was musste er mühsam erlernen? Wahrscheinlich hat er durch eigene Erfahrungen diese fehlerfreundliche Haltung erlangt. 

Niemand kommt auf die Welt und kann schon alles. Wir lernen alle immer etwas Neues dazu. Und Fehler oder eine anfängliche Unfähigkeit gehören zum Lernen dazu. Oft liegt in ihnen auch eine Chance oder etwas Positives.

Was eine fehlerfreundliche Haltung auszeichnet

Das Kind wird bald ohne Hilfe Inline-Skaten können. Aber es wird auch weiterhin mal hinfallen. Beim Skaten und auch im Leben. 
Da braucht es Unterstützung und so etwas wie eine fehlerfreundliche Haltung. 

Das heißt, dass Fehler oder etwas nicht sofort zu können, überhaupt nichts Schlimmes sind. Sie gehören zum Lauf der Dinge und sind normal. Es braucht Wiederholung, Einübung, Fallen und Wiederaufstehen.

„Niemand kommt auf die Welt und kann schon…“ – Der Satz des Vaters zu seinem Kind ist für mich beispielhaft. Seine Worte machen Mut nicht aufzugeben, es immer wieder neu zu probieren und dabei auch barmherzig mit sich selbst zu sein. 
Eine fehlerfreundliche Haltung – die wünsche ich uns allen.
 

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