Ein jahrhundertealtes Versprechen
Versprochen ist versprochen. Versprechen zu halten, ist manchmal doch ganz schön schwierig. Im Heimatort meiner Mutter in der Südpfalz gibt es ein Versprechen, das seit über 350 Jahren eingehalten wird. Es hat zu tun mit dem Heiligen Laurentius, den die katholische Kirche heute feiert, und mit der Pest.
Der wahre Schatz der Kirche
Laurentius war ein römischer Diakon, der im dritten Jahrhundert gelebt hat. Er war in Rom für die Verwaltung des Kirchenschatzes zuständig. Als der Kaiser ihn aufgefordert hat, den Kirchenschatz herauszugeben, hat Laurentius das Geld kurzerhand an die Gemeinde verteilt und dem Kaiser gesagt: Die Armen, die Kranken und die Aussätzigen der Gemeinde, das ist der wahre Schatz der Kirche. So die Legende.
Abgeriegelt von der Außenwelt
Das Versprechen des Ortes Herxheim in der Pfalz geht zurück auf die Pestzeit im 17. Jahrhundert. Der Ort war stark von der Pest betroffen, ganze Straßenzüge waren ausgestorben, und viele waren krank. Abgeriegelt von der Außenwelt, wurden die Kranken von den Menschen aus den Nachbarorten mit Essen versorgt. An der Ortsgrenze haben sie die Nahrungsmittel abgestellt, wo sie von den Kranken abgeholt werden konnten. Immer dankbar wollten die Herxheimer den Orten sein, die sie versorgt hatten, wenn die Pest vorübergeht. Das haben die Kranken und von der Außenwelt Abgeschnittenen damals versprochen. Und diese Dankbarkeit reicht bis heute ins 21. Jahrhundert.
Alle feiern mit
Am Laurentiustag oder dem Sonntag danach werden Brote gesegnet, ganze Wagenladungen voll, und dann an die Ortsgrenze gebracht, wo sie dann verteilt werden. Alle sind dabei und feiern. Festlich, fröhlich, dankbar. Laurentius-Brotweihe nennen sie das Fest. Die Erinnerung daran hat sich in das Gedächtnis meiner Mutter eingeprägt, die mittlerweile schon mehr als 60 Jahre nicht mehr dort lebt. Ich denke gerne daran, wie sie voller Freude und auch Stolz von diesen Tagen erzählt hat.
Über Generationen hinweg
Auch heute muss ich an diese schöne Tradition denken. Ein Versprechen halten. Über Generationen hinweg. Ein Beispiel für Nächstenliebe und Freigiebigkeit. Vom Heiligen Laurentius über die Menschen damals in der Pestzeit und bis heute.