Ihr Suchbegriff
Beitrag anhören:
Edith Stein: Grenzgängerin und Heilige
Bild: Pixabay

Edith Stein: Grenzgängerin und Heilige

Andreas Wörsdörfer
Ein Beitrag von Andreas Wörsdörfer, Pastoralreferent, Katholische Pfarrei Dom St. Bartholomäus, Frankfurt am Main
Beitrag anhören:

Es gibt Menschen, denen scheint eine innere Freiheit in den Genen zu liegen. Grenzgänger und starke Charaktere sind das meistens. Eine davon ist Edith Stein. Ihren Gedenktag als Heilige begeht die katholische Kirche heute. Heute vor 81 Jahren ist sie von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau ermordet worden. 

Professorin wollte sie werden

Jüdin, Atheistin, Christin. Philosophin, Frauenrechtlerin, Nonne. Mehrfach hat sie Grenzen überschritten und ist sich, als starke Frau, doch immer selbst treu geblieben. Und gegen Konventionen ist sie angerannt. In Breslau in eine jüdisch-orthodoxe Familie geboren, hat sie sich als Jugendliche als Atheistin bekannt. Psychologie, Philosophie, Germanistik und Geschichte hat sie studiert und ihre Promotion mit höchster Auszeichnung abgeschlossen. Professorin wollte sie werden. Das blieb ihr verwehrt. Zuerst, weil sie eine Frau war – dagegen hat sie protestiert. Später dann, als Frauen zugelassen waren, durfte sie es unter den Nazis wieder nicht, weil sie Jüdin war. 

Die Suche nach der Wahrheit

Ihr Lebensthema war die Suche nach der Wahrheit. Sie persönlich hat sie im Glauben an Jesus gefunden und ist von der Atheistin zur Christin geworden. Mit 31 Jahren hat sie sich taufen lassen und ist später dann sogar in den Karmelitinnenorden in Köln eingetreten. Im selben Jahr hat sie ihre Dozentinnenstelle verloren, weil sie Jüdin war. Obwohl sie sich vom jüdischen Glauben verabschiedet hatte, hat sie sich im Jahr 1933 in einem Brief an Papst Pius XI. gewandt. Sie hat ihn eindringlich gebeten, dass er sich mit der Kirche an die Seite der Juden stellen und die unsäglichen Gräueltaten der Nazis verurteilen soll. Vergebens: Offen hat keiner der Päpste, die in der Nazizeit im Amt waren, die Judenverfolgung verurteilt.

„Komm, wir gehen für unser Volk!“

Edith Stein ist in den Karmel in Echt in den Niederlanden geflohen und von dort, zusammen mit ihrer Schwester, nach Auschwitz deportiert worden. „Komm, wir gehen für unser Volk!“ soll sie bei ihrer Verhaftung zu ihrer Schwester gesagt haben.

Für mich ist sie eine beeindruckende Grenzgängerin, diese Edith Stein. Stark, verbindend und innerlich frei.

 

 

Weitere ThemenDas könnte Sie auch interessieren