Caro kann's auch

Gestern war bei uns Konfirmation.

Elf Jugendliche kamen zu mir in die Kirche. Die meisten kenne ich seit Jahren. Noch nie waren sie so festlich angezogen. Ihre Lieben hatten sie dabei. 

Es ist auch ein Abschiedsfest – nicht, weil sie sich von jetzt an weniger interessieren oder weil sie sich nur wegen des Geldes haben konfirmieren lassen. Sie haben heute einen anderen Status. Gehörte es als Konfirmandin dazu, sonntags in die Kirche zu gehen, fällt diese Begründung auf einmal weg. 

Nach der Konfirmation noch Gottesdienste besuchen?

„Was willst du denn da?“ könnten sie gefragt werden und sich selbst fragen. Sie brauchen dann eine neue Antwort. 

Die Konfirmation ist für mich einer der schönsten und traurigsten Tage im Jahr zugleich, der emotionalste in meinem Job.

Die Einsegnung - ein besonderer Moment

Besonders die Einsegnung hat es mir und vielen Eltern angetan. Ich berühre mit meiner Hand die schönen Frisuren kaum. Alle Glocken läuten. Und ich sage uralte Worte von Stärke und Hilfe zum Guten, vom Schutz und Schirm vor allem Argen. Manche bevorzugen modernere Formulierungen. Aber für mich verleiht die alte Formel der unsichtbaren Kraft des Segens einen angemessenen hörbaren Ausdruck.

Ein Segensritual auch im Konfirmandenunterricht

Im Unterricht gibt es bei uns auch ein Segensritual. Als Caro an der Reihe ist, uns andere zu segnen, hat sie ihren Pass, unser Heftchen mit Textvorschlägen nicht dabei. Sie plappert lachend: „Gott segne euch alle! Amen.“ Nach einem Kichern fügt sie hinzu: „Komisch! Wenn so´n Pfarrer das sagt, klingt das ganz natürlich, aber bei mir...“

Klasse, denke ich. Caro weiß schon: So ein Segen, das sind nicht irgendwelche Wörter.

Segnen - nicht nur der Pfarrer kann`s

Sie irrt sich aber, wenn sie denkt, das muss ein Pfarrer sagen. Sie hat sich das Segnen bloß nicht zugestanden. Deshalb muss sie lachen. Aber jeder kann segnen. 

„Gott schütze dich.“ Gott soll Dich gutheißen und begleiten. Eine kleine Stärkung, die jedem guttun kann, die jede austeilen kann.

Caro kann`auch. Und ich hoffe, sie tut es noch sehr oft.

Andere segnen kann auch wie bei Caro am Anfang komisch sein, aber später ganz natürlich rüberkommen: Gott segne Sie! 
Ich sag das Ihnen. Sagen Sie´s jemand anderem.