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hr4 Gottesdienst am Pfingstsonntag aus Dillenburg
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hr4 Gottesdienst am Pfingstsonntag aus Dillenburg

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Katholischer Gottesdienst am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023, 10:05 - 11.00 Uhr, aus der Pfarrkirche Herz Jesu in Dillenburg

Hier geht's von 10.05 bis 11.00 Uhr am 28. Mai zum Livestream im hr4 und der Deutschlandfunk

Den Gottesdienst zum Nachhören gibt es nach Ausstrahlung hier oben auf dieser Seite und auf hr4.de.

Nach dem Gottesdienst können Sie mit Pfarrer Simon Schade und einem weiteren Mitglied der Pfarrgemeinde in Kontakt treten: Sie sind bis 12.30 Uhr telefonisch erreichbar unter der Nummer 02771 / 263760. Informationen zu den Mitwirkenden und zur Pfarrei Herz Jesu in Dillenburg finden Sie hier.

Liturgie und Predigt: Pfarrer Simon Schade

Lektorin Lesung und Fürbitten: Magda Sowa

Kantor: Sebastian Munsch

Männerschola:
Uwe Erdmann
Klaus Kordesch
Sebastian Munsch
Thomas Springer
Martin Thomanek

Violine: Ariane Köster

Flöte: Ina Kister

Musikalische Leitung und Orgel: Bezirkskantor Joachim Dreher

Kirchliche Redaktion: Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr                                                                

Musik:

Musik zum Einzug: „Komm, Schöpfer Geist“ GL 351, 1,3+5 / GL 342,2+4
Gloria: "Dir Gott im Himmel Preis und Ehr" GL 167
Halleluja: GL 175,2 mit Vers
Pfingstsequenz: GL 343
Credo: „Gott ist dreifaltig“ GL 354
Fürbitten mit gesungenem Ruf: „Du sei bei uns“ GL 182
Musik zur Gabenbereitung: Gottfried August Homilius, "Komm, heilger Geist, Herre Gott"
Sanctus: GL 196
Hochgebet mit Rufen: „Sende aus, deinen Geist“ GL 312,2
Gesang zum Brotbrechen: “Komm, o Tröster, Heilger Geist” GL 349,1 + 2
Danklied: „Der Geist des Herrn erfüllt das All“ GL 347,1 + 4
Musik zum Auszug: Carl Philipp Emanuel Bach: Allegro / 1. Satz aus dem Trio B-Dur

Predigt:

Liebe Hörerinnen und Hörer,
liebe Geschwister im Glauben,

seit Anbeginn der Zeiten sehnen sich Menschen nach dem Heiligen Geist – oder zumindest nach dem, was dieser Geist bezeichnet: eine Kraft aus der Höhe, die „immer alles“ genau im richtigen Maß gibt: Ruhe im Stress, Aufbruch in der Trägheit, Kühlung in heißgelaufenen Situationen - diese Liste könnte man beliebig fortsetzen.

An Pfingsten feiert die Kirche: Dieser Heilige Geist ist damals wirklich auf die Erde gekommen, nicht nur in der Ferne und über den Dingen schwebend, sondern prasselnd und knisternd in den Flammen, belebend und erfrischend im Hauch des Herrn. Ebenfalls sehr bekannt ist das Symbol der Taube für den Heiligen Geist, in meiner Vorstellung mit kraftvollen Schwingen, mächtigen Flügelschlägen und in strahlend-schönem, leuchtenden Weiß.

Aber was ist aus diesem Geist Gottes und seiner Kirche geworden, die sich als „Werkzeug des Heiligen Geistes“ in dieser Welt begreift? Wenn ich auf den Zustand meiner Kirche schaue und sie sehe, mit ihrem ganzen Schmutz, ihrer Kraftlosigkeit und ihren gebrochenen Geschichten, dann kommt mir diese Kirche ganz schön gerupft vor: kaum noch in der Lage, die Schwingen auszubreiten, das Gefieder verschmiert und dreckig, Krankheiten und Parasiten klar sichtbar.

Wie kann man mit so großen Widersprüchen zwischen Höhepunkten und Krisen Pfingsten feiern? Jubeln in einer verbeulten Kirche? Hoffnung in einer Welt, die voller himmelschreiender Probleme ist? Das reibt sich doch - wie passt das zusammen?

In dieser Spannung denke ich an das Musikstück, das unsere Predigt einrahmt: Maurice Duruflé hat den Ruf „Komm, heiliger Geist“ vertont, diesen uralten Wunsch der Menschheit, den uralten kirchlichen Gesang: „Veni, Creator Spiritus“:  Komm, Heiliger Geist, auch in unsere verrückte Welt. 

Es klingt bei Duruflé so, dass der Heilige Geist in verschiedenen Weisen wirkt, die sogar gegensätzlich klingen oder in Spannung zueinander stehen. In vier Variationen, gleich der vier Elemente Erde, Luft, Wasser und Feuer, bringt der Komponist diese Spannungen und die Kraft darin zum Klingen.

Das erste Element ist die Erde: Die Melodie, der Ruf nach dem Heiligen Geist bilden das Fundament. Es ist der Grund, auf dem die Menschen stehen. Und ja, dieser Boden ist manchmal dreckig, manchmal schmutzig. Aber man darf darauf stehen. Ganz gleich, wie schlimm es auch manchmal im Leben ist: Die Schöpfung, auf der wir und in der wir leben, ist der Ort, an dem Gott für die Menschen selber Mensch geworden ist.

Die zweite Variation löst mich vom schweren Boden und lässt mich aufatmen. Erdklumpen und Matsch werden abgeschüttelt, der Weg wird leichter. Ich höre da: Der Geist Gottes bringt Leichtigkeit. Sanfte Klänge, als ob man auf einem Windhauch durch die Luft getragen würde. Hier zeigt sich, dass der Heilige Geist nicht nur eine Last von den Schultern nimmt, sondern auch neue Kräfte und Möglichkeiten schenkt. Die Luft zum Atmen symbolisiert die Lebenskraft, die der Geist schenkt. Er befähigt, neue Wege zu gehen und von schweren Lasten zu befreien. Duruflés zweite Variation ist für mich ein Hoffnungsschimmer. Sie zeigt mir: Gottes Geist unterstützt und begleitet mich in meiner Leichtigkeit und in meinen Träumen.

Wasser ist wichtig. Wir Menschen bestehen zu einem Großteil aus Wasser. Wenn wir durstig sind, gibt Wasser uns neues Leben - und nach christlichem Verständnis wird der Mensch aus dem Wasser der Taufe neu geboren. Wasser symbolisiert das Leben, es steht für Reinheit, Erneuerung und Lebendigkeit. Das Flimmern der dritten Variation klingt für mich wie Wasser - als Symbol für die belebende Wirkung des Heiligen Geistes, der erneuert und stärkt. Er führt uns zu einem erneuerten und erfrischten Leben – in Gemeinschaft mit Gott und unseren Mitmenschen.

Bleibt als viertes und letztes Element noch das Feuer. Ohne Leidenschaft, ohne Passion, ohne Begeisterung ist die Erde manchmal nur ein Klumpen, die Luft wirkt dann vielleicht nur wie eine Notwendigkeit und das Wasser erscheint gelegentlich nur als ein geschmackloses Nass.

In der vierten Variation von Duruflé höre ich dann auch genau diesen Aspekt des Heiligen Geistes: das Feuer der Leidenschaft. Die Musik baut sich auf wie ein Feuer, das immer stärker brennt, bis sie schließlich mächtig dröhnend auf den Schlusspunkt zuarbeitet: Die Spannungen lösen sich, die Musik wird harmonischer. Ich höre darin, wie der Heilige Geist die Herzen entflammen kann und die ganze Welt mit seiner Leidenschaft erfüllt.

Und in der Toccata am Ende des Werkes bringt Duruflé schließlich alles zusammen. Hier verschmelzen alle Themen und Motive zu einem grandiosen Finale. Es ist, als ob der Heilige Geist in diesem Moment alle Fäden in der Hand hält und mich in seine göttliche Liebe hineinzieht. Die Musik ist ein kraftvolles Bild für die Macht des Heiligen Geistes.

Möge das unser Pfingsten sein: Kraft aus Gottes Geist, die Krisen und Spannungen im Leben zu lösen, auch in unserer Kirche. Ich glaube: Auch im Schmutz, in allen Elementen und Facetten des Lebens will Gott den Menschen zurufen: „Mensch, du bist geliebt! Ich rufe dich: Probiere es immer wieder neu mit dem Guten in dieser Welt. Und ist es auch schwierig: Ich sende dir meinen Geist und gehe mit dir durch dick und dünn - und wenn es sein muss, auch durchs Feuer.“

Amen

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