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Kintsugi
GettyImages/Riya Takahashi

Kintsugi

Jessica Hamm
Ein Beitrag von Jessica Hamm, Evangelische Pfarrerin, Breithardt
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Da fällt sie zu Boden – meine Lieblingstasse. Sie zerbricht in kleine Stücke. Soll ich die Scherben aufsammeln und riskieren, mich zu schneiden? Vielleicht kann ich die Stücke zusammenkleben, aber als Tasse ist sie nicht mehr zu gebrauchen. 

Kaputt ist kaputt, bei Tassen und bei Freundschaften?

Wenn etwas zu Bruch geht, ist es oft unwiderruflich zu Ende. Für mich war es so, als eine langjährige Freundschaft wegen eines schlimmen Streits zerbrochen ist. Ich habe erfahren: Manche Dinge lassen sich nicht kitten. Dann ist es besser, alles aufzufegen und neu anzufangen.

Eine goldene japanische Kunst

In der japanischen Kunst Kintsugi wird auch nicht einfach gekittet, obwohl sie zersprungenes Porzellan wieder zusammensetzt. Doch nicht, wie es vorher war. Sondern so, dass die Bruchkanten möglichst auffällig sind. Die Risse werden sogar noch mit einer Schicht Goldstaub versehen. So entsteht ein wunderschönes Einzelstück. Das noch an Wert gewinnt.

Heil und neu werden

In der Bibel steht: Gott heilt die gebrochenen Herzen und verbindet offene Wunden (Psalm 147,3) Ich stelle mir das wie Kintsugi vor: Ich kann heil und neu werden, auch wenn die Bruchstücke meines Lebens sichtbar bleiben. Sie gehören zu mir und meinem Leben. Sie haben Wert. Gottes Liebe gilt dem ganzen Leben. Darauf vertraue ich. 

Nicht alles ist verloren

Aus meiner Lieblingstasse ist dann auch was Neues geworden. Zwar nicht mit Kintsugi, aber mit Heißkleber und einem Bilderrahmen habe ich aus den Scherben ein Mosaik gemacht: Das Bild zeigt eine Teekanne. Es hängt jetzt über meinem Lieblingssessel. Nicht alles, was kaputtgeht, ist verloren.  
 

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