E-Mail von einer Uhr
Meine Uhr hat mir eine Mail geschrieben. Zunächst war ich total verwirrt. Aber das klärte sich schnell. Die arme Uhr hatte ein Anliegen: Ich solle sie bitte aufladen. Der Akkustand sei bedenklich niedrig.
Witzig: Eine Uhr, die Mails schreibt. Aber klar. Die Pulsuhr ist mit einer App verbunden und kann sich dementsprechend melden. So ist sie, unsere smarte Welt.
Wie schön, wenn auch wir so klar kommunizieren würden
Ich habe die Uhr dann brav ans Ladegerät gesteckt. Und mir gedacht: Wie schön wäre es, wenn nicht nur unsere Gadgets so klar kommunizieren würden. Sondern auch wir Erwachsenen. Je älter wir werden, desto mehr lernen wir, unsere Bedürfnisse und Wünsche zurückzustellen. Schade, dass sich nicht – wie bei der Uhr – eine App selbständig darum kümmern kann. Z.B. mit einer automatischen E-Mail an den Chef: „Frau Westhelle hat die Wochenarbeitszeit überschritten. Bitte sorgen Sie für eine Entlastung.“
Die Pulsuhr informiert die Familie
Oder die Pulsuhr informiert die Familie: „Heute war ein stressiger Tag. Könnt ihr Abendbrot vorbereiten?“ Die Nachricht würde auch verhindern, dass ich als Jammerlappen gelte. Mein Bedürfnis wurde objektiv festgestellt. Die Daten kamen zu diesem Ergebnis.
Andererseits: Genau deshalb wird oder sollte es das nicht geben. Weil ich eben selbst verantwortlich bin und für meine Bedürfnisse eintreten muss.
Umso mehr genieße ich es, wenn andere sehen, wie es mir geht und mitdenken. Wenn sie für mich sorgen.
Gesehen und umsorgt werden
Denn das ist ein Grundbedürfnis: gesehen und umsorgt zu werden. Auch dann, wenn man längst groß geworden ist und vieles allein kann.
Ein kurzer Psalm fasst das sehr schön zusammen. Er spricht davon, wie Gott Tag und Nacht für uns Menschenkinder da ist. Wie ein Schatten am heißen Tag, wie eine stetige Begleitung. Es gibt zwar keine automatische Mail an irgendjemanden. Aber die schriftliche Zusage: Gott schläft und schlummert nicht, Gott behütet dein Leben. (Psalm 121, 6)