Zwei Ohren und ein Mund
Elisabeth fährt zeitig los, damit sie pünktlich zum Geburtstag ihres 7-jährigen Patenkindes Lena kommt. Aber dann: Vollsperrung auf der A7. Geschlagene 6 Stunden steht Elisabeth im Stau. Als der Verkehr endlich wieder rollt, ist es zu spät.
Ein Gast fällt Elisabeth ins Wort
Beim nachgeholten Kaffeetrinken eine Woche später, fragt Lena ihre Patentante: Was hast du die ganze Zeit im Stau gemacht? Warst du auch traurig? Elisabeth setzt an, um zu erzählen, wie genervt sie war. Doch nach den ersten Sätzen, fällt ihr ein weiterer Gast ins Wort und sagt: Ich stand auch mal in einer Vollsperrung. Und dann erzählt und erzählt er und hört gar nicht mehr auf. Die Patentante verstummt.
Ist Zuhören so schwer?
Ist Zuhören so schwer? Kann der nicht mal in Ruhe Elisabeth erzählen lassen und vielleicht darauf eingehen? Muss er gleich wieder sich in den Mittelpunkt stellen? Ist Zuhören wirklich so schwer? Wenn es nach Martin Luther geht, nicht. Er soll gesagt haben: "Der Mensch hat zwei Ohren und nur einen Mund. Deshalb sollen wir doppelt so viel zuhören wie sprechen."
Zwei Ohren - ein Mund - wir haben alles was wir brauchen
Also haben wir alles, was wir brauchen. Das sind doch schon mal gute Voraussetzungen. Dennoch haben viele das Gefühl, dass ihnen niemand Gehör schenkt. Manchmal ertappe ich mich selber dabei, dass ich beim Zuhören nur darauf warte, endlich was Eigenes zu erzählen. Oder ich bin nur mit halbem Ohr dabei.
Zuhören kann ich üben
Zuhören ist gar nicht so einfach. Aber ich kann es üben. Mich dem anderen ganz zuwenden. Meine eigenen Erlebnisse in den Hintergrund schieben - ganz bei den Worten des anderen bleiben. Ich jedenfalls schreibe mir Martin Luthers Ratschlag hinter die Ohren: Ab sofort versuche ich, doppelt so viel zuzuhören wie zu reden, denn wir haben zwei Ohren und nur einen Mund.
