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Endlich kommt Papa
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Endlich kommt Papa

Michael Becker
Ein Beitrag von Michael Becker, Evangelischer Pfarrer, Kassel
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Endlich kommt Papa. Das Kind tippelt schon minutenlang von einem Bein aufs andere. Die Oma hat Mühe, es festzuhalten. Immer schaut das Kind nur in eine Richtung, biegt seinen Körper, stellt sich auf Zehenspitzen, um nichts zu verpassen. Dann endlich kommt Papa.

Es gibt jetzt kein Halten mehr. Nur rennen. Der Papa rennt dem Kind entgegen. Mitten auf dem großen Platz fallen sie sich um den Hals. Das Kind streckt sich, Papa muss sich bücken. Beide umschlingen einander. Die Oma hat sich nicht bewegt, sie kennt das. Ihr Gesicht spricht Bände der Freude.

Zwei rennen sich in die Arme

Gibt es Schöneres auf Gottes Erden? Auf der manchmal schönen, manchmal so armseligen Erde? Wo süße Früchte wachsen und Menschen Krieg führen? Zwei rennen sich in die Arme, Kind und Papa oder Mama, Mann und Frau, Opa und Oma oder wer immer. Zwei, die einander nötig haben. Die sich wieder haben und glücklich sind. Sonst ist da oft der Kampf um die besten Plätze, das Wichtigtun und sich Aufblasen. Oder die Gram, die Bitterkeit. Hier ist nichts davon.

Sich nötig haben, das gehört zur Liebe

Zwei brauchen einander. Sie fühlen das und sind froh, sich wiederzusehen. Nach Stunden oder Wochen. Endlich kommt Papa, oder Mama. Das Kind wacht früh auf und zählt die Minuten. Die Frau eilt zum Bahnhof, um ihren Mann abzuholen. Sie gehen einander nicht aus dem Weg; sie haben sich nötig. Es gibt nichts Schöneres auf Gottes Erden als eine innige Umarmung. Sich nötig haben, das gehört zur Liebe. Und die Zeit bleibt kurz stehen.

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