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Störrisch wie ein Esel
Bild: medio.tv / Schauderna

Störrisch wie ein Esel

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Meine Freundin hat mich ins Kino eingeladen. „Eo“ heißt der Film.

Ein Esel als Hauptdarsteller im Film „Eo“

Er startet heute in den Kinos. Ohne die Initiative meiner Freundin wäre ich vermutlich nie auf den Film gestoßen. Dabei ist er im Sommer bei den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet worden. Das Besondere daran: Der Hauptdarsteller ist ein Esel. Ein echter. Das ist ungewöhnlich. Aber warum sich nicht einmal auf diesen Perspektivwechsel einlassen?

Kennzeichen eines Esels

Ich bin auf jeden Fall neugierig auf dieses Filmexperiment. Und vielleicht bekommt das graue Nutztier so auch einmal die Aufmerksamkeit, die es sich verdient hat. Schließlich ist der Esel einer der ältesten Begleiter des Menschen. Er gilt als gesellig, loyal und neugierig. Manchmal ist er störrisch. Aber nicht, weil er dumm ist. Ganz im Gegenteil. Er handelt klug und überlegt. Denn er erkennt Gefahren vor anderen.

Der Zauberer Bileam und sein Esel

Davon erzählt eine ganz besondere Geschichte aus dem Alten Testament. Der Zauberer Bileam ist von seinem König auf eine besondere Mission geschickt worden. Er soll das Volk Israel verfluchen. Zusammen mit seiner treuen Eselin macht er sich auf den Weg. Dreimal passiert es ihm, dass das Tier sich weigert weiter zu gehen. Dreimal schlägt er das Tier. Was Bileam nicht weiß: Wäre er weitergegangen, hätte ein Engel Gottes ihn getötet. Die Eselin hat die Gefahr gewittert. Bileam war blind dafür. Jetzt fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Er erkennt nicht nur, was er an seiner Eselin hat. Er erkennt auch, dass sein Weg in die Irre geht. Er kehrt um – und zwar auf ganzer Linie. Statt das Volk Israel zu verfluchen, segnet er es.

In beiden Fällen sind Esel klüger als die Menschen

Ich weiß zwar noch nicht, was mir der Esel im Kinofilm „Eo“ erzählen wird. Aber ich denke, er ist Bileams Eselin nicht ganz unähnlich. In beiden Geschichten sind die Esel nicht nur die Hauptakteure, nein, sie sind auch klüger als die Menschen. Segnen, statt verfluchen, schützen, statt verletzen, bewahren, statt zerstören – das sind einfache Regeln für ein gutes Miteinander, auch zwischen Tier und Mensch. Das auch zu leben, ist nicht immer leicht. Um zu erkennen, wo ich auf dem Holzweg bin, braucht es vielleicht manchmal einen störrischen Esel, der sich mir in den Weg stellt.

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