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Ganz offiziell ein Glückspilz

Ganz offiziell ein Glückspilz

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Ich bin mal ganz offiziell ein Glückspilz gewesen. Das hab ich sogar schriftlich. Dieses kuriose Beweisstück hab ich vor ein paar Wochen beim Aufräumen wiederentdeckt. Es schlummerte jahrelang in einer Schublade. Bei dem „Glücks-Dokument“ handelt es sich um einen inzwischen vergilbten Zeitungsartikel. Er stand Mitte der 80er Jahre in einem Darmstädter Anzeigenblättchen. Diese Zeitung hat damals eine Artikelserie zum Thema „Menschen in unserer Stadt“ präsentiert: Ein Redakteur fotografierte diskret irgendeinen Passanten in der Fußgängerzone. Und der wurde dann als anonymer „Glückspilz der Woche“ veröffentlicht. Wer sich nun beim Durchblättern der Zeitung auf dem Foto wiedererkannte oder von einem aufmerksamen Leser benachrichtigt wurde, dass er als „Glückspilz der Woche“ in der Zeitung steht, konnte sich bei der Redaktion melden. Er bekam dann einen Einkaufsgutschein. 

Ein wunderbares Gegenmittel 

Ich bin damals kurz vor dem Abi gewesen. Was ich mir von dem Gutschein gekauft hab, daran kann ich mich nicht mehr erinnern. Dafür hab ich mich beim Anschauen des kleinen Artikels sehr gut wieder an das damalige Glücksgefühl zurückerinnert. Und gute Laune bekommen. Der wiedergefundene Artikel macht mich aber auch auf eine gute Weise nachdenklich. Denn er zeigt klipp und klar: Es sind nicht nur die anderen Leute, die Glückspilze sind. Wie ich manchmal in trübsinnigen Phasen denk. In solchen Momenten ist der Artikel ein wunderbares Gegenmittel. Hier hab ich schwarz auf weiß: Ich bin selbst auch ein Glückspilz. Zumindest manchmal. 

Dankbar sein für dieses Glück

Ich nehm mir vor: Ich will meinen Blick für Glücksmomente schärfen. Denn ich hatte ja nicht nur damals Glück, sondern hab das auch heute: mit meiner Familie, meinen Freunden. Ich erfahre Zuneigung, Wertschätzung. Auch wenn das jetzt nicht groß in der Zeitung steht. Für dieses Glück will ich dankbar sein. Daraus Kraft schöpfen. Und mit dieser Kraft auch anderen zu Glücksmomenten verhelfen.

 

 

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