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Lob auf Knopfdruck
Bild: Pixabay

Lob auf Knopfdruck

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Vor ein paar Wochen hab ich mich über eine Zeitungsmeldung amüsiert: In der Schweizer Gemeinde Mettauertal kann man sich jetzt von einem Automaten loben lassen. Der Erfinder Peter Weber hat dafür eine alte Telefonzelle umgebaut. In ihr kann man einen Computer darüber informieren, dass man etwas besonders Lobenswertes getan hat. Dann wird einem dort per Jubel-Video auf die Schulter geklopft. Genau genommen, heißt der Automat daher „Schulterklopfmaschine“.

Die Motivation durch maschinelles Lob

Ich find: So eine Maschine ist eine schöne Idee. Denn Lob empfind ich als wirklich wichtigen Motivationsschub. Mir fällt zum Beispiel immer noch ab und zu ein: Mein ansonsten ziemlich strenger Grundschullehrer hat mal ein besonders dickes Lob unter eine Klassenarbeit von mir geschrieben. Bei der Erinnerung hab ich auch heute noch ein wohliges Gefühl.

Dass auch maschinelles Lob Menschen motivieren kann: Das erleb ich ja schon ganz konkret im Bekanntenkreis. Eine Bewegungs-App spendet zum Beispiel auf einigen Smartphones meiner Freunde Applaus, wenn man an einem Tag mehr als 6000 Schritte zurückgelegt hat. Wenn das Geräusch nach einer gemeinsamen kleinen Wanderung zu hören ist, zucken die Freunde oder Bekannten oft ironisch die Achseln. Aber wenn ich sie auf die Applaus-App anspreche, erklären sie: Sie geben sich durchaus Mühe, sich möglichst täglich diese kleine digitale Lob-Portion abzuholen. Irgendwie gibt sie einem anscheinend doch ein gutes Gefühl. Daher find ich: So eine Lob-Kultur auf technisch neuestem Stand ist letztlich einfach lobenswert.

Das "echte" Lob eines Menschen

Andererseits merk ich auch: Ich find Loben viel zu wichtig, um es mehr und mehr an Maschinen zu delegieren. Auch wenn sie das offenbar durchaus erfolgreich erledigen können. Denn auch der donnerndste Smartphone-Applaus ersetzt einfach nicht das „echte“ Lob eines „echten“ Menschen. Da schwingt dann jedes Mal einfach noch so viel mehr mit: Sympathie, Einzigartigkeit und das gewisse Etwas, das menschliche Wärme ausmacht. So gesehen, nehm ich mir vor: Ich möcht in meinem Alltag weiterhin die Augen offenhalten. Und immer dann, wenn es angemessen ist, jemanden loben. Denn ich merk dann jedes Mal: Diese menschliche Form von Lob macht einfach besonders glücklich.

 

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