Da kann ich mir keinen Reim drauf machen
Es gibt Sachen, da kann man sich beim besten Willen keinen Reim drauf machen!
Oder?! Warum jemand nicht zurückgrüßt, den ich freundlich anlächle. Kostet doch nicht viel. Oder auf Leute, die in einer Runde im Bekanntenkreis gar nicht merken, dass nur sie den ganzen Abend reden. Interessiert die gar nicht, was andere zu erzählen hätten?
Auf manches kann man sich keinen Reim drauf machen. Das gilt auch für eine ganze Reihe von Worten der deutschen Sprache. Reimen sie mal was auf "Amsel". Geht nicht. Oder auf "Echo", "Kiosk" und "Gemälde". Ich finde da nix. Und ich finde gut, dass man sich auf "Rüpel" keinen Reim machen muss und kann – die muss man einfach so stehen lassen.
Besonders nachdenklich macht mich aber, dass man sich auf „Mensch“ nichts zusammenreimen kann. Nicht nur, dass sich manchmal Männer auf Frauen und Frauen auf Männer keinen Reim machen können und meinen sich nicht verstehen zu können. Nein, auf "Mensch" reimt sich wirklich nichts.
"Was ist der Mensch?", fragt schon in der Bibel einer in einem Gebet (Ps 8,5). Er kann sich nicht so recht einen Reim drauf machen: einerseits ist der Mensch so grandios, einzigartig und erfindungsreich; andererseits so vergänglich, verletzlich und mitunter zerstörerisch. Man kann den Menschen lieben und an ihm verzweifeln. Manchmal denke ich: "Den kennst Du gut!" und dann gibt es plötzlich böses Erwachen und bittere Enttäuschung.
"Was ist der Mensch?" Die Antwort in dem biblischen Psalm dichtet es sich so zusammen: eigentlich ein Krümel im Universum – so schnell vergessen. Und zugleich gekrönt und herausgehoben, weil Gott seiner gedenkt und ihn annimmt. Bei Gott reimt sich auf "Mensch" "Liebe". Dieser Reim liegt nicht auf der Hand. Aber es ist für mich ein Gedicht. Darauf vertraue ich als Christ.
"Was ist der Mensch?": trotz aller Widersprüchlichkeit ein geliebtes Geschöpf Gottes.
Daran will ich denken, auch wenn ich mir auf manchen Zeitgenossen und sein Verhalten echt keinen Reim machen kann.