Wo wohnt Gott?
Wo wohnt eigentlich Gott? Die Frage trifft mich unvermittelt und in einer ganz entspannten Situation mit Freunden. Einer meiner Freunde fragt mich: „Wo wohnt Gott?“ Eigentlich sitzen wir gerade bei einem guten Glas Wein zusammen und unterhalten uns so gut. Mir ist etwas unwohl. Ich möchte gar nicht theologisch antworten, obwohl ich mich als Theologe und Mitarbeiter im Bistum Limburg verpflichtet und gerufen fühle, darauf eine gute Antwort zu geben. Wo wohnt Gott?
Dazu fällt mir eine Geschichte von Martin Buber ein. In dieser Geschichte kommt ein junger Mann zu einem Gelehrten. Der junge Mann sagt: „Ich gebe Ihnen 100 Euro, wenn Sie mir sagen, wo Gott wohnt!“ Der Gelehrte antwortete: „Und ich gebe Ihnen 200 Euro, wenn Sie mir sagen, wo Gott nicht wohnt!“
Die Rolle des Gelehrten habe ich mir gerne angezogen und habe lächelnd diese Geschichte erzählt. Ein anderer meiner Freunde lächelte zurück und sagte: „Stimmt. Manchmal, wenn wir so zusammen sitzen, habe ich das Gefühlt, er wohnt gleich nebenan und sitzt gerade bei uns.“ Manchmal sind die einfachen Antworten die guten Antworten. In diesem Moment war mir Gott sehr nahe. Ich spürte ihn in der Frage meines Freundes, in der Antwort des anderen Freundes, aber auch in dem Glas Wein und in dem Lächeln, mit dem wir mit der Frage umgegangen sind.
In diesen Tagen sind viele evangelische Christen beim Evangelischen Kirchentag in Dortmund zusammen. Dort werden viele Fragen diskutiert. Vielleicht stellt auch jemand die Frage: „Wo wohnt Gott?“ Und vielleicht ist dieser Gott dann zu spüren: in der Gemeinschaft, beim Teilen von Brot und Wein und hoffentlich auch beim miteinander Lachen.