Womit habt ihr eigentlich früher gespielt?
„Womit habt ihr eigentlich früher gespielt?“ Das hat mich ein achtjähriger Junge aus unserer Dorfschule gefragt. Die Klasse bearbeitet gerade das Thema: Das Dorf früher und heute. Darum hat der Junge mich gefragt: „Womit habt ihr früher gespielt?“
In meiner Kindheit im Krieg und in den armen Zeiten hatten wir kein Spielzeug, wenigstens nicht das, was Kinder heute haben. Aber wie mache ich das dem Achtjährigen und seiner Klasse anschaulich? Meine Idee: Wir machen daraus eine Begegnung zwischen den Generationen.
In unserem Dorf gibt es nämlich eine Tagespflege. Da sind jeden Tag bis zu fünfzehn alte Menschen zusammen. Dorthin habe ich den Jungen und seine Klassenkameraden eingeladen. In einem großen Kreis saßen sie dann – außen herum die alten Menschen, innen auf dem Fußboden die Kinder. Die fragten dann: „Womit habt ihr früher gespielt?“ Da gab es überraschende Antworten: „Verstecken in der Scheune zwischen Heuballen.“ Eine andere erzählt: „Wir haben kleine Häuser aus Reisig im Wald gebaut oder den Bach mit Ästen gestaut.“ Ein Mann erinnert sich: „Es gab kleine Kreisel aus Holz. Die haben wir mit einem Seil angetrieben und ließen sie auf der Straße tanzen.“
Dann haben die Kinder erzählt, womit sie heute spielen. Da waren wir Alten überrascht. Mein achtjähriger Freund zum Beispiel hat ein Smartphone und kann damit besser umgehen als ich mit meinem PC. Ein paar Spiele sind gleich geblieben:
Seilspringen, mit Murmeln kullern oder mit Matsch werfen.
Das war ein lustiger Erfahrungsaustausch zwischen den Generationen. Der jüdische Philosoph Martin Buber hat das den Ich-Du-Dialog genannt. Ich bin ich – ein alter Mensch. Und du bist du – ein Kind von heute. Wenn wir uns verstehen, ist das wunderbar. Wenn’s nicht gleich gelingt, lass es uns weiter probieren. Wir in unserem Dorf jedenfalls, die Schulkinder und wir Alten, wollen diesen Dialog der Generationen fortführen.