Trauer und Trost im Advent
Ich kenne einige Menschen, für die ist dieser Advent nicht leicht und fröhlich. Sondern schwierig und traurig. Eine Freundin hat ihre Mutter verloren, letzte Woche war Beerdigung. Eine andere Freundin trauert um ihre beste Freundin, die dieses Jahr mit 44 Jahren an Krebs gestorben ist. Und auch in unserer Familie ist jemand gestorben, vor kurzem und ganz überraschend. Jetzt im Advent ist die Trauer besonders schwer. Draußen ist es dunkel und kalt. Und drinnen denken wir beim Plätzchenbacken und beim Nikolausliedersingen an die, die uns lieb waren. Wir vermissen sie. Im Advent fehlen sie ganz besonders.
Und ich finde, wir dürfen diese Trauer und Traurigkeit im Advent auch zulassen. Es ist nicht einfach nur alles „lustig, lustig, trallalala“ am Nikolausabend und in der Vorweihnachtszeit. Manchmal ist alles auch verdammt traurig. Dann darf ich meinen Schmerz und meine Sehnsucht fühlen, und ich darf weinen, wenn mir danach zumute ist.
In der christlichen Tradition ist der Advent übrigens auch nicht einfach nur eine fröhliche Zeit. Es ist vor allem eine Zeit der Sehnsucht, eine Zeit, in der ich auf eine bessere, frohere Welt hoffe, auf eine göttliche Welt. Und gar nicht so wenige Adventslieder sind auch entstanden in sehr traurigen, schwierigen Zeiten. In Zeiten von Krieg und Pest, von Hexenverfolgung oder Judenverfolgung. „Der Morgenstern bescheinet auch deine Angst und Pein“, heißt es in einem Adventslied zum Beispiel ganz poetisch.
Es gibt Trost in diesen Adventsliedern und im Advent. „Gott will im Dunkeln wohnen und hat es doch erhellt“, heißt es in dem Lied weiter. Darin steckt der Glaube: Ich bin nicht allein in meiner Trauer, Gott ist an meiner Seite, gerade, wenn es mir schlecht geht. Und christlicher Glaube sagt weiter: Die Toten sind nicht einfach nur tot. Sie sind bei Gott gut aufgehoben, in seinem Licht, in seinem Himmel. Und vielleicht werden wir sie in diesem Himmel wiedersehen.
Ich darf weinen im Advent. Aber ich darf mich auch trösten lassen im Advent - von den Liedern, den Lichtern und den Menschen um mich herum
(Liedzitate aus: „Die Nacht ist vorgedrungen“ von Jochen Klepper und Johannes Petzold, Gotteslob Nr. 220, Evangelisches Gesangbuch Nr. 16)