Heimweh nach Gott ist immer
Nur wenige kennen ihn noch. Sein Gedicht aber kennen fast alle. Joseph Freiherr von Eichendorff (geboren am 10. März 1788) war ein Stiller. Einer mit viel Innenleben. Feiner Landadel, kaum Geldsorgen, oft kränkelig – aber die Seele voll Gefühl für Gott und die Welt. Dazu das Heimweh nach… ja, wonach eigentlich? Seine berühmte Strophe geht so (aus dem Gedicht „Mondnacht“):
Und meine Seele spannte / weit ihre Flügel aus,
flog durch die stillen Lande / als flöge sie nach Haus.
So klingt Heimweh. Man lebt in der Dämmerung und wünscht sich nach Hause. Wo Wärme und Licht ist: Und meine Seele spannte / weit ihre Flügel aus … als flöge sie nach Haus. Da spürt man förmlich, dass dem Leben etwas fehlt. Wie immer man lebt, es mangelt an etwas.
Eigentlich fehlt ihm nichts, dem Freiherrn von Eichendorff. Gute Herkunft, Familie, Landgüter, von Beruf Jurist – was soll da fehlen? Aber was ist Besitz, wenn die Seele weh tut. Dieser besondere Schmerz. Er pocht nicht und macht nicht schlaflos; man merkt aber, dass vieles nicht stimmt. Weil alles so vorläufig ist im Leben. Die Eltern verlassen uns; Träume gehen nicht auf; man wird schuldig; Liebe zerbricht. Man besitzt zwar manches, hat aber nichts davon in Händen, wenn es drauf ankommt. Weil die Heimat fehlt. Und man Heimweh nach ihr hat. Heimweh dahin, wo nichts mehr weh tut.
Die Seele tut weh in der Welt. Sie ist eben kein Paradies. Die Welt ist wunderschön, manchmal. Sonne, Frühling und Blumen sind himmlisch. Aber sie sind nicht der Himmel. Es gibt Tränen und Wunden auf der Welt, die nie heilen. Was man auch tut, ein Schmerz bleibt. Heimwehschmerz. Wenn ich doch nach Hause könnte; dahin, wo Frieden ist. Wo Gott wohnt und nichts mehr zerbricht. Heimweh nach Gott ist immer. Heimweh dahin, wo ich nichts beweisen muss. Nichts aus mir machen muss. Einfach nur geliebt bin. Auf ewig.
