Die Eva in uns
„Sie sind genau wie ihre Mutter!“ Dieser Satz traf mich aus heiterem Himmel. Als ich meinen Freundinnen davon erzähle, lachen sie mich aus. „Wie kann das auch anders sein“, sagt eine, „ihr schöpft ja aus einem gemeinsamen Genpool.“ Stimmt. Forscher reden sogar vom „Eva-Gen“. Wie ein roter Faden zieht sich die mitochondriale DNA durch die Generationen. So ergibt sich eine Linie von Müttern zu Töchtern, die wieder Mütter von Töchtern wurden – bis heute.
Eva, nach der dieses Gen benannt ist, feiert Morgen Namenstag. Eva bedeutet „Leben“. Mit ihr beginnt die Menschheitsgeschichte, so erzählt es die Bibel (1. Mose 2 und 3). Gott erschafft Eva, zusammen mit Adam. Sie leben im Paradiesgarten und werden rundum versorgt. Aber es gibt eine Auflage: Sie sollen keine Frucht vom Baum der Erkenntnis essen.
Doch so ist es bis heute: Was verboten ist, ist besonders verlockend. Eine Schlange spricht zu Eva und sagt: Wenn du vom Baum der Erkenntnis isst, kannst du Gut und Böse unterscheiden. Eva beißt in dessen Frucht und animiert Adam, es ihr gleich zu tun. Zur Strafe wirft Gott beide aus seinem Garten hinaus. Eva wird seither die Schuld für diese Vertreibung zugeschrieben. Dabei wollte sie bloß ihren Wissensdurst stillen. Sie will den Dingen auf den Grund gehen und sie verstehen.
Anstatt Sätze wie „Sie sind genau wie ihre Mutter!“ würde ich gern mal den Satz „Sie sind genau wie Eva!“ hören. Der Vergleich wäre für mich auf jeden Fall eine Ehre. Eva hat etwas gewagt. Sie hat eine Entscheidung getroffen und die Konsequenzen getragen. Auf diesem Weg ist sie zu einem eigenständigen Menschen gereift. Gott hat sie daraufhin zwar aus dem Paradies geworfen, aber ihr auch ein Geschenk gemacht: Sie wird die Mutter all derer, die leben. Es ist ein Geschenk, dass wir am Leben sind und leben dürfen, mit allem, was dazugehört. ... Und zum Glück hat Gott ja auch außerhalb des Paradieses ein Auge auf uns.