Ein Tag, den man sich schenken kann
„Den Tag heute kann ich mir eigentlich schenken“, hab ich mir heute Morgen gedacht. Das Arbeitsjahr war für viele am Mittwoch zu Ende. Was noch anstand aus dem letzten Jahr, hab ich erledigt. Die Sektgläser und die Raclettepfännchen von Silvester hab ich gestern gespült. Die Reste essen wir heute, nicht mal kochen müssen wir. Die Kinder haben Ferien. Bis die aufstehen, kann es Mittag werden. Eigentlich könnte ich mir den Tag heute schenken.
Eigentlich ist das ja auch schön, wenn man mal mit allem fertig ist, wenn ein Abschnitt zu Ende geht und der neue noch nicht angefangen hat. Da kann man mal entspannt ausatmen und sich ausruhen, ganz ohne das Gefühl etwas erledigen zu müssen oder etwas zu verpassen. Was macht man, wenn man mit all seiner Arbeit fertig ist? Man macht es wie Gott. Ein jüdischer Gelehrter schreibt: „An jedem Vorabend des Schabbat gesellen wir uns zu Gott, indem wir unsere Arbeit fertig machen, bevor die Arbeit uns fertig macht.“ Dieser weise Rat ist inspiriert von einer Schöpfungsgeschichte der Bibel. Da steht: Gott selbst ruht aus von all seinen Werken. Als Vorbild für die Menschen und Tiere. Wir sollen nicht immer nur funktionieren. Sondern mindestens an einem Tag der Woche zur Ruhe kommen und zu uns selbst.
Heute ist so ein geschenkter, ein heiliger Tag. Keineswegs einer, den man sich schenken kann. Oder doch? Ich werde mir den Tag heute schenken. Ich nutze die Ruhe, zurückzudenken und mich zu erinnern ans vergangene Jahr, vor allem, an das, wofür ich dankbar bin. Auch Gott. Und ich nehme mir Zeit, vorauszudenken an das, was ich mir von diesem Jahr erwarte, mache mich bereit für Erlebnisse, die endlich mal kommen müssten. Ich werde mal rausgehen, egal wie das Wetter ist. Ja, es stimmt, den Tag heute kann ich mir schenken. Und das mach ich auch.