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Volker Lechtenbrink zum 70. Geburtstag

Volker Lechtenbrink zum 70. Geburtstag

Ein Beitrag von Prof. Dr. Ilona Nord, Evangelische Pfarrerin und Professorin für Religionspädagogik, Würzburg

Volker Lechtenbrink wird heute 70 Jahre alt. Den Älteren wird er aus dem Antikriegsfilm „Die Brücke“ bekannt sein, den Bernhard Wickie 1959 gedreht hat. Der damals 15jährige Lechtenbrink spielt darin einen der Schüler, die in den letzten Tagen des 2. Weltkriegs eine Brücke gegen die anrückenden Amerikaner verteidigen. Seine Rolle in diesem Film machte ihn über Nacht in vielen Ländern bekannt. Später spielte Lechtenbrink in Krimiserien wie „Der Alte“ oder „Der Fahnder“.

Seine dunkle Stimme prägt sich ein; kein Wunder, dass er viele Hörbücher gesprochen hat, Perry Rhodan ist nur eines davon. Die heute unter Zehnjährigen kennen ihn auch: er spricht die verführerische Schlange in der Fernsehserie „Der kleine Prinz“, die im Vorabendprogramm des Kinderkanals läuft.

Auf seinen Geburtstag angesprochen meinte Lechtenbrink im Mai: „Ich versuche abzuhauen. Das mache ich immer an meinem Geburtstag.“ Kein großes Fest, und das Handy stellt er auch aus, bis Mitternacht. Und wenn der Geburtstag dann herum ist, er schon ein Glas getrunken hat, dann macht er das Handy wieder an, und wehe, wenn dann nicht alle angerufen haben, die ihm wichtig sind!

Lechtenbrink ist mit seiner Haltung wahrscheinlich nicht allein. Der Geburtstag ist so ein Tag, der ist nicht in jedem Jahr gleich und nicht immer einfach. Vor allem, wenn er rund ist. Dann geht es zwangsläufig auch ums Altwerden, was nicht immer leicht zu verkraften ist. Aber auch dazu gibt Lechtenbrink offen Auskunft. Er hält es für überzogen, dass man nun seine Falten auch noch lieben soll und sich auf diese Weise das Alter schön redet. Die Lebensmöglichkeiten werden eben weniger. Und die Welt steht einem einfach auch nicht mehr so offen wie in der Jugend.

Für mich selbst ist es außerdem schwer, dass man die besten Zeiten im Leben nicht festhalten kann. Sondern dass jeder Tag, Woche für Woche, vergeht und dass man daran nichts ändern kann. Mich tröstet dabei immer, dass bereits vor gut zweieinhalbtausend Jahren die Menschen das schon so empfunden haben. Im Psalm 90 heißt es: „Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn\'s hoch kommt, so sind\'s achtzig Jahre, und wenn\'s köstlich gewesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen; denn es fährt schnell dahin, als flögen wir davon.“

Aber was hilft nun gegen diese Melancholie? Und dann auch grundsätzlicher: Was hilft gegen die Vergänglichkeit? Ehrlich gesagt: Nichts, das sie einfach so auflöste. Aber ein anderer Blick auf das eigene Leben könnte wahrscheinlich schon einiges ändern. Sieht man es so, dass man die besten Jahre schon hinter sich hat, dann wird es schleunigst Zeit umzudenken. Ist das wirklich wahr, dass ich nichts mehr habe, was ich mir wünsche oder worauf ich hoffe?

Wenn Volker Lechtenbrink an seinem Geburtstag abhaut, wie er sagt, nimmt er sich vielleicht die Zeit und die Ruhe, um genau diesen Fragen nachzugehen. Am Ende freut er sich ja auch an allen Glückwünschen, genießt es, dass viele an ihn gedacht haben und ihm Gutes wünschen. Selbst wenn der Geburtstag schon herum ist.

Mir geht es auch so: ich bin dankbar, wenn ich sehe, wer alles an mich gedacht hat. Und wenn es nur der schnelle Glückwunsch auf ‚Facebook‘ ist. Aber vorher, bevor ich mich an den guten Wünschen und kleinen Geschenken freue, brauche auch ich diese Geburtstagspause, um den Schritt ins nächste Lebensjahr bewusst zu gehen. Ich will fragen, worauf ich hoffe. Ich will für mich benennen, worin mein Glück besteht. Was schwer war im vergangenen Jahr, will ich hinter mir lassen und für das dankbar sein, was ein Segen war. Und dann auch wieder, Alter hin, Alter her, mit Zuversicht dem nächsten Jahr entgegen gehen.

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