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Helme Heine
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Helme Heine

Eva Rudolf
Ein Beitrag von Eva Rudolf, Redakteurin im Bistum Fulda

Heute wird Helme Heine 70. Mit geistreichen Bildern und Geschichten hat er eine ganze Generation geprägt. Kaum eine Studentenküche, in der nicht eine Postkarte der drei Freunde gehangen hätte: Johnny Mauser, Waldemar und Franz von Hahn, also Mäuschen, Schwein und Gockel zu dritt auf einem alten Fahrrad unterwegs und unzertrennlich. Ich mag besonders „Sauerkraut“ - erschienen 1992 als Buch und als Zeichentrickserie im Kinderfernsehen „O du mein liebes Heimatland, wo man das Sauerkraut erfand, wir preisen dich und singen laut: Friede, Freiheit, Sauerkraut!“

Sauerkraut ist eine ländliche Gemeinde aus Tierfiguren. Nicht nur ihre Nationalhymne kommt mit „Friede“ und „Freiheit“ wie eine liebevolle Persiflage auf Deutschland daher.

Die Politik vertritt Bürgermeister Eberle, ein gut genährtes Schwein, das sich vor allem um zweierlei sorgt: Bier und Sauerkraut. Für die Industrie steht Fabrikbesitzer Bossi, ein berlinerndes Krokodil ohne Rücksicht und mit reichlich Ellenbogen. Der verklappt schon mal ein Fässchen Giftmüll im Dorfteich. Sauerkraut war für mich das erste Mal, dass ich Zeichentrickfiguren zum Gottesdienst gehen sah, zu Pfarrer Spiritus, einem Weißstorch, der ein bisschen evangelisch und ein bisschen katholisch ist. Leider schwebt er immerzu durchs Bild und über den Dingen. Er ist zwar schrecklich nett, hat aber selten Durchblick, ein Schicksal das er mit den anderen Erwachsenen von Sauerkraut teilt.

Wie in der christlichen Botschaft sind es die kleinen Leute, auf die es in Sauerkraut eigentlich ankommt: Das Mädchen Nandi, ein halbwüchsiges Küken, dessen Vater als glückloser Musiker die Kulturszene repräsentiert, Benno, der rumtreiberische Sohn des Polizeihunds und Außenseiter Dudu, ein Tier-Mischwesen, das nicht sprechen kann und als zurückgeblieben gilt.

Wie die Großkopferten machen auch die Kleinen Fehler: Bodo schwänzt ständig die Schule. Nandi nervt mit ihrer bockigen Pubertät. Einmal zünden sie beim heimlichen Rauchen einen Schuppen an. Aber als sie sehen, dass ein Unschuldiger dafür büßen soll, stehen sie zu ihrer Tat. Sie sind es, die die vorschnellen Urteile der Erwachsenen gerade rücken und ihre Machenschaften aufdecken. Und der mit Argwohn und Mitleid betrachtete Dorfnarr rettet mehr als einmal einem der anderen Sauerkrauts das Leben.

Habgier, Umweltverschmutzung, Tratsch und Vorurteile werden angeprangert. Die Moral der Geschichten hat durchaus etwas Oberflächliches. Aber zwischen Helme Heines Figuren geht es um Freundschaft, um Verantwortung füreinander und darum, einander wahrzunehmen – und das eben nicht oberflächlich, sondern ambivalent: Mit den Stärken und Schwächen, die der andere hat. Danke dafür und alles Gute zum 70., Helme Heine!

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