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Wilhelm Tell, Held der Freiheit
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Wilhelm Tell, Held der Freiheit

Ute Klewitz
Ein Beitrag von Ute Klewitz, Pastoralreferentin, Mentorin für Lehramtsstudierende mit dem Fach Katholische Theologie an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz
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Heute wird in der Schweiz der Wilhelm-Tell-Tag gefeiert. Den Wilhelm Tell von Schiller musste ich in der Schule lesen. Diese Geschichte von einem Vater, der seinem Sohn einen Apfel vom Kopf schießen muss, fand ich damals echt schräg. Wie kann jemand so etwas von einem Vater verlangen? Und Tell: Er hat geschossen und getroffen. Und noch weiter: Tell hat sich gewehrt und seinen Unterdrücker zur Verantwortung gezogen. Er setzt sich ein gegen Willkür und für die Freiheit. Deswegen ist Tell in der Schweiz ein Nationalheld. Viele Menschen identifizieren sich bis heute mit ihm. Er ist so ein Symbol einer besseren Welt.

Auch die Bibel erzählt solche Geschichten. Ein großer und bekannter Held ist Moses gewesen. Auch er hat für eine eher friedliche Veränderung gesorgt. Das Volk Israel war in Ägypten gefangen und Mose hat sich an ihre Spitze gestellt. Gemeinsam haben sie sich auf einen anstrengenden Weg in ihre Freiheit gemacht.

Helden der Freiheit wie Moses für Juden und auch Christen und wie Wilhelm Tell in der Schweiz sind Vorbilder. Helden müssen dabei oft einen längeren, auch manchmal bedrohlichen Weg zurücklegen. Aber das Besondere an ihnen ist: Sie finden sich nicht mit dem vertrauten Elend ab und ordnen sich unter: sondern Helden machen sich auf den Weg, die unbekannte Freiheit zu entdecken. Ich finde: So einen wie Mose oder Wilhelm Tell könnten wir heute auch gebrauchen: Menschen, die sich an ihrem Platz für die Freiheit einsetzen. Es erschreckt mich, wie viele Menschen autoritäre Führungspersönlichkeiten wählen. Dafür gibt es sicherlich Gründe: Menschen fühlen sich vom Wohlstand oder Leben abgehängt, haben Angst vor Veränderung, haben sich im eigenen Elend eingerichtet. Das finde ich bedrückend.

Wilhelm Tell wählt eine andere Strategie, und die hört sich für mich gut an: Das kann natürlich heute nicht heißen: den Unterdrücker umbringen, wie bei Tell, aber es kann heißen: Ich setze mich für die Freiheit ein, v.a. auch für die Freiheit anderer, die weniger mächtig sind: Menschen mit wenig Geld oder die Freiheit von Kindern.

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