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Getrennt und trotzdem versöhnt - Ökumenischer Kirchentag
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Getrennt und trotzdem versöhnt - Ökumenischer Kirchentag

Johannes Meier
Ein Beitrag von Johannes Meier, Evangelischer Pfarrer und Journalist, Kassel
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Moderation: In Frankfurt ist Ökumenischer Kirchentag (13.-16. Mai 2021). Pandemiebedingt größtenteils digital. Aber nicht alles spielt sich allein auf dem Bildschirm zu Hause ab: Heute Abend gibt es Gottesdienste in Frankfurter Kirchen – nach allen Hygieneregeln natürlich. Das Besondere ist: Da sollen Evangelische und Katholische GEMEINSAM Abendmahl feiern, also Brot und Wein am Altar bekommen. Bislang verbietet das der Vatikan. Was passiert da also heute in Frankfurt? Eine kleine Revolution? Das erklärt Johannes Meier, evangelischer Pfarrer aus Kassel im hr1 Zuspruch.

„Schaut hin“. Das ist das Motto des Ökumenischen Kirchentags, der gerade in Frankfurt stattfindet. Vor allem digital. Aber heute Abend gibt es auch was ganz analog vor Ort und selbstverständlich unter Einhaltung der gebotenen Hygiene- und Abstandsregeln. Nämlich: Gottesdienste mit  Abendmahl beziehungsweise Eucharistie, wie es katholisch heißt.

Also mit Brot und Wein am Altar. Das Abendmahl ist ja ein großer Zankapfel zwischen evangelischer und katholischer Kirche. Das geht nämlich bislang nicht gemeinsam.

Der Vatikan verbietet es bislang

Ausgerechnet! Denn eigentlich soll das Abendmahl Gemeinschaft stiften. Aber gerade da, zeigt sich die Trennung der christlichen Konfessionen besonders krass. Vor allem die katholische Kirche tut sich nach wie vor schwer damit, auch Nicht-Katholiken zur Eucharistie einzuladen.

Auch heute Abend beim Ökumenischen Kirchentag in Frankfurt wird nicht ein gemeinsames, ökumenisches Abendmahl gefeiert. Aber: Es gibt zeitgleich evangelische, katholische und orthodoxe Gottesdienste.

Kleine Revolution

Und die Kirchenleitenden haben ihre Gläubigen aufgefordert: Geht zu den Gottesdiensten der anderen! Nehmt  an der Mahlfeier mit Brot und Wein teil, so wie es eurem Gewissen und Glauben entspricht!

Das ist durchaus eine kleine Sensation, ein Zeichen, das mir Hoffnung auf ein gestärktes Miteinander der unterschiedlichen Kirchen macht.

Da muss am Ende keine wiedervereinigte Kirche rauskommen. Man kann verschieden sein und trotzdem versöhnt. Das ist eine Erfahrung, die ich auch privat aus Freundschaften und Beziehungen kenne. Verschieden und trotzdem versöhnt.

Streitpunkte mal beiseite legen

Mir hilft der Gedanke: Es gibt Meinungsverschiedenheiten, die lassen sich nicht ausräumen. Unterschiede sind ok, wir müssen nicht alle gleich und einer Meinung sein. Aber das muss nicht alles überlagern, was uns verbindet.

Dabei helfen so scheinbar kleine Zeichen wie ein schöner Abend oder ein Abendmahl, wo man die Streitpunkte mal beiseitelässt und einfach gemeinsam an einem Tisch zusammenkommt.

 

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