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Apfelernte
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Apfelernte

Gabriele Heppe-Knoche
Ein Beitrag von Gabriele Heppe-Knoche, Evangelische Pfarrerin, Kassel
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Im Oktober sind an meinen Apfelbäumen die Äpfel reif. Sie zu ernten ist für mich immer ein Vergnügen. Gerade wenn ich einen Apfel pflücke, der rundum perfekt ist. Jedes Jahr neu kann ich mich daran freuen, wenn die Schale unverletzt ist und die Form und Größe vollendet. Die schönsten lege ich in eine Schale und stelle sie auf den Tisch im Esszimmer. Nach einer Weile riecht es im ganzen Raum nach Äpfeln, nach Frische und nach klaren Herbsttagen.

Die Apfelernte ist mein persönliches Erntedankfest. Während ich meine Äpfel pflücke und in die Körbe lege, gehen mir viele Erinnerungen durch den Kopf. Wie wir in meiner Kindheit mit der ganzen Großfamilie mit Leiterwagen und Schubkarren zu der Obstwiese am Wald gezogen sind und dort gemeinsam Äpfel gepflückt haben. Wie meine Tante mir einen besonders schönen Apfel an ihrer Schürze glänzend gerieben hat zum Sofort-Essen. Und wie ich früher mit meinen damals noch kleinen Kindern die Äpfel hier im Garten geerntet habe. Wie sie, damals noch klein und flink, bis in die obersten Äste geklettert sind, um auch die besten dort oben noch zu erwischen.

Wie froh ich doch bin, eine Familie zu haben, Menschen, die bedingungslos hinter mir stehen, mit denen ich eine so lange Lebenszeit teilen kann. Viele von denen, an die ich beim Äpfel Pflücken denke, sind schon längst gestorben. Und doch begleiten sie mich in meinen Gedanken. Ihre Fürsorge und Liebe trage ich in mir und sie bringen immer noch, so wie diese alten Apfelbäume, Früchte hervor, – in meinem Leben, im Leben meiner Geschwister und im Leben unserer Kinder.

Mein persönliches Erntedankfest. Jedes Jahr bei der Apfelernte. Mit Dankbarkeit alles Gute bedenken, was mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich geworden bin. Dabei geht es gar nicht um zählbare Erfolge. Es sind die Erfahrungen mit Menschen, die am meisten prägen.

In den Geschichten von Abraham, Isaak und Jakob im Alten Testament ist es von großer Bedeutung, dass der Segen Gottes weitergegeben wird von einer Generation zur anderen. Den Kindern und Enkelkindern mitgeben, was im Leben Halt und Sinn gibt. Sie mit hineinnehmen in das Gottvertrauen und die Hoffnungen, die das eigene Leben tragen. Vertrauen und Hoffen, daraus entsteht Ansporn zum Guten und zugleich die Kraft zum Widerspruch. Denn nicht nur die Sünden der Väter vererben sich bis ins 3. und 4. Glied. Auch die Güte unserer Väter und Mütter geht weiter und trägt Früchte. Und so wird es auch bei mir sein, bei jedem Menschen. Das, was wir an andere weitergeben, nicht nur in der Familie, kann Früchte tragen weit über unseren Lebenskreis hinaus.

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