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Narben gehören zum Leben
Pixabay/Pana Kutlumpasis

Narben gehören zum Leben

Gudrun Olschewski
Ein Beitrag von Gudrun Olschewski, Evangelische Pfarrerin, Pfungstadt
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Vor ein paar Tagen suchte ich nach einer Postleitzahl in meinem alten Adressbuch. Dabei entdeckte ich einen Namen, den ich schon fast vergessen hatte. Ein Mann, den ich im Studium kennen gelernt hatte. Eine gefühlte Ewigkeit ist das jetzt schon her.

Jemanden ansprechen, in den man sich verliebt hat, braucht Mut

Meine Freundinnen mussten mir damals gehörig Mut machen, bis ich mich traute, ihn anzusprechen. Und tatsächlich, ich hatte Glück. Der junge Mann wies mich nicht gleich ab. Ein paar Wochen lang haben wir viel miteinander unternommen, besuchten dieselben Vorlesungen und Seminare und diskutierten nächtelang über Gott und die Welt.

Viele Nächte lag ich wach, weil ich ganz einfach verliebt war. Schließlich rang ich mich durch. Ich sagte ihm, dass ich ihn mehr als nur sympathisch fand. Er erwiderte darauf: „Lass uns gute Freunde sein, aber zu mehr reichen meine Gefühle nicht.“

Eine Abweisung tut weh

Seine Antwort erwischte mich eiskalt. Sie tat weh. Sofort ging ich ihm so gut wie möglich aus dem Weg. Damals mit Anfang zwanzig brach die Welt für mich zusammen. Ich fühlte mich verletzt. Der Schmerz saß tief. Warum mutet Gott mir das zu?, fragte ich mich immer wieder.

"Auch mit Narben formt Gott mein Leben"

Heute kann ich mich mit einem Lächeln an diese alte Geschichte erinnern, wenn ich im Adressbuch auf sie stoße. Mit meiner enttäuschten Liebe von damals habe mich längst in Gedanken ausgesöhnt. Im Rückblick weiß ich, wie wichtig diese Erfahrung für mich war. Auch mit Narben formt Gott mein Leben. Sie gehören zu mir genauso wie mein Mann, dem ich ein paar Jahre später begegnet bin.

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