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Die Wahrheit liegt im Widerspruch
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Die Wahrheit liegt im Widerspruch

Martin Vorländer
Ein Beitrag von Martin Vorländer, Evangelischer Pfarrer und Senderbeauftragter für den DLF, Frankfurt

Der Mann nervt. Er geht besonders dem Herrscher auf die Nerven. Dieser Machthaber will seine Bürger auf Linie bringen. Er flößt ihnen ein: Ich bin euer starker Mann. Ich habe alles im Griff. So stellt er sein Volk ruhig und seine Gegner kalt. Wenn da nicht dieser Störenfried wäre. Der rennt durch die Straßen und ruft: Vertraut diesem Herrscher nicht! Der gaukelt euch Frieden vor. Aber in unserem Land ist kein Frieden. Es passiert schlimmes Unrecht.

Der Störenfried heißt Jeremia und ist ein Prophet in der Bibel. Er hat damals herausgeschrien, was er von der Politik des Herrschers hält, nämlich nichts. Der ließ ihn dafür gefangen nehmen und in einen Brunnen werfen. In der Türkei heute sind es keine Propheten, sondern Journalisten und Politiker der Opposition, die aus dem Weg geräumt werden. In der vergangenen Woche hat die türkische Polizei 14 Mitarbeiter der regierungskritischen Zeitung Cumhuriyet verhaftet. Wer als kritischer Journalist in der Türkei arbeitet, riskiert viel und braucht Mut.

Eine Gesellschaft braucht Menschen, die sich nicht einschüchtern lassen, die nach der Wahrheit suchen und sie dann öffentlich sagen oder schreiben. In Deutschland kann jeder frei sagen, was er denkt. Im Radio, in der Zeitung, im Internet kann ich mich informieren und mir meine eigene Meinung bilden.

Mich erschreckt deshalb, wie schlecht das Image der Journalisten bei uns in Deutschland oft ist. Die Mehrheit der jungen Deutschen hat wenig Vertrauen in die Medien. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Jugendstudie. Ich frage mich, ob viele bei uns noch richtig zu schätzen wissen, was die Medien leisten. Klar, Journalisten machen Fehler. Aber wie die Propheten früher brauchen wir auch heute Leute, die sagen: Hier stimmt was nicht. Das tun Journalisten. Sie haken nach bei den Politikern, sie recherchieren die Fakten und decken Missstände auf. Ich bin gottfroh für die gute Arbeit, die Journalistinnen und Journalisten jeden Tag machen.

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