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Ohne Opfer Gutes tun

Ohne Opfer Gutes tun

Christoph Schäfer
Ein Beitrag von Christoph Schäfer, Katholischer Religionslehrer, Rüsselsheim
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Heute erinnern in vielen Ländern soziale Einrichtungen an eine besondere Persönlichkeit: an den Theologen und Arzt Albert Schweitzer. Er hat von 1875 bis 1965 gelebt und wurde für sein soziales Engagement in Afrika mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Auch wenn man manche seiner Positionen inzwischen kritisch sieht, denn er hatte auch eine sehr europäisch geprägte Sicht auf Afrika: Sein Einsatz wird bis heute respektiert. Schweitzer ist außerdem ein echtes Multitalent gewesen: Er hat nicht nur als Musiker Maßstäbe gesetzt, sondern auch als Denker.

Dieser Satz ist ein wichtiger Wegweiser!

Mich haben seine philosophischen Texte oft inspiriert. Ich finde es beeindruckend, wie radikal er sich für Mitmenschlichkeit eingesetzt hat. Vor allem mit diesem berühmten Satz: „Dem wahrhaft ethischen Menschen ist alles Leben heilig.“ Ich finde: Dieser Satz ist ein wichtiger Wegweiser. Für mich als Einzelmenschen, aber auch für die gesamte menschliche Gesellschaft.

Viel Gutes ohne ein Opfer einzugehen

Bei solchen Sätzen geht es mir manchmal aber auch so: Ihre Wucht wirkt auch etwas einschüchternd. Denn ich weiß: Es wird erst einmal keine Weltgemeinschaft geben, der alles Leben heilig ist. Und wir können den Anspruch von Albert Schweitzers Satz kaum erfüllen. Immer wieder hab ich mich daher gefragt, weshalb Schweitzer selbst nicht resigniert hat. Und dabei bin ich auf einen anderen Satz von ihm gestoßen, den ich wie eine sehr ermutigende Antwort darauf empfinde. Schweitzer hat nämlich auch geschrieben: „Viel Gutes kann der Mensch vollbringen, ohne sich ein Opfer zumuten zu müssen.“

Kein Opfer, sondern nur "schön"

Für mich bedeutet das: Beim Thema „globale Mitmenschlichkeit“ ist es in meinem Alltag oft viel wichtiger, über den ersten Schritt als über das Ziel nachzudenken. Und dann ist dieser Schritt plötzlich viel leichter. Ich kann nämlich viel tun, ohne dass es ein Opfer für mich ist: Vor kurzem habe ich eine Bekannte einfach mal kurz angerufen. Sie lebt allein – und hat sich riesig gefreut. Das Gespräch hat nicht länger gedauert als eines der vielen Ablenkungsmanöver bei der Bildschirmarbeit, wenn ich auf eine Quatsch-Website klicke. Und es war daher kein Opfer, sondern einfach schön. Ich möchte daher heute vor allem diesen Satz von Albert Schweitzer beherzigen. Und auf ganz simple und unverkrampfte Weise etwas Gutes tun.

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