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Vertrauen wagen, Vertrauen lernen
Bild: Pixabay

Vertrauen wagen, Vertrauen lernen

Ein Beitrag von Alrun Kopelke-Sylla, Pfarrerin, Echzell

Im Konfirmandenunterricht haben die Jugendlichen viel miteinander erlebt. Vor allem über Vertrauen haben wir mit ihnen geredet. Aber wie fühlt sich das an? Das haben wir beim Abschlussausflug erfahren, in einem Klettergarten. 30 quirlige Jugendliche, die vor Energie nur so strotzen.

Dazwischen auch Annette. Sie ist körperlich leicht behindert. „Wird sie überhaupt mitmachen können?“ haben wir Betreuer uns gefragt. Sobald alle die Einweisung hinter sich haben, ziehen die Jugendlichen davon, ausgerüstet mit Bergsteigergurt und Helm. Annette will es auch probieren, auf dem leichtesten Parcour.

Die erste Strecke über wackelige Bretter schafft Annette noch, aber dann werden die Abstände zwischen den Brettern größer. Annette zögert, dann traut sie sich nicht weiter. Es geht nicht mehr. Wir brechen ab, setzen uns mit ihr auf eine Bank und sie verspeist gemütlich ihren Proviant.

Nach einer Weile kommen die ersten Jugendlichen zurück, um was zu trinken. Sie erzählen, was sie alles gemeistert haben: An Seilen durch die Luft gehangelt, durch Netze gekrochen, über Balken gesprungen. Sie hingen hoch in der Luft und waren über Seilbahnen wieder auf den Boden gekommen. Annette hört zu. Spürt die Begeisterung. Die anderen sind schon wieder weg, da will Annette es nochmal versuchen. Also gehen wir wieder zum leichtesten Parcour.

Wieder geht es über die schwankenden Bretter. Es folgt die Strecke, wo sie sehr große Schritte machen muss, aber Annette schafft es. Dann muss sie auf schmalen Balken laufen und sich mit den Armen entlang hangeln, was bei ihrer Behinderung tatsächlich ganz schön schwierig ist. Mit ein bisschen Hilfe meistert sie auch das. Mit jedem Schritt wird das Leuchten ihrer Augen größer.

Als sie den ganzen Parcour geschafft hatte, strahlt sie übers ganze Gesicht. Annette hat gewagt, ihrem Körper zu vertrauen und sich selbst etwas zuzutrauen. Das Thema Vertrauen hat Annette an diesem Tag besser verstanden als in der ganzen Konfirmandenzeit.

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