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Vorbild Kind

Vorbild Kind

Alexander Matschak
Ein Beitrag von Alexander Matschak, Medienkoordinator des Bistums Mainz
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Eines erstaunt mich an meinen Kindern immer wieder: Wie unbefangen sie sind. Wie selbstverständlich für sie Dinge sind, mit denen meine Großeltern, meine Eltern und manchmal auch ich noch Berührungsängste hatten. In unserem Bekanntenkreis gibt es zum Beispiel ein Mädchen, das sich als Junge fühlt und seit einiger Zeit auch einen Jungennamen trägt. Als meine Frau und ich das meinen Kindern erzählt haben, da haben sie nur kurz mit den Schultern gezuckt und gesagt: „Okay, dann ist das jetzt so.“ Wir hatten befürchtet, sie würden irgendwie komisch reagieren. Aber: Sie haben da gar kein Problem gesehen. Und ähnlich unbefangen war meine Tochter, als sie für die Schule Familienformen gelernt hat: Großfamilie, Kleinfamilie, Patchworkfamilie. Und ganz selbstverständlich gehören für sie auch Regenbogenfamilien dazu. Also schwule oder lesbische Paare, die Kinder haben.

Fest der unschuldigen Kinder

Klar, Kinder sind nicht immer nur lieb und vorurteilsfrei. Sie können auch gemein sein, einander ärgern, andere ausgrenzen, streiten, nerven. Aber ich erlebe auch immer wieder: Kinder blicken manchmal geradezu unbefangen, ohne Vorurteile, ja unschuldig auf die Welt. Ganz anders als erwachsene Menschen. Daran denke ich heute besonders, denn heute steht im katholischen Kalender das „Fest der unschuldigen Kinder“. Der Name des Festes klingt ja erstmal ziemlich harmlos, seine Geschichte ist allerdings ganz schön blutrünstig. Und sie hat mit der Geburt von Jesus in Bethlehem zu tun. Die Bibel erzählt: Zur Zeit der Geburt Jesu war Herodes König von Israel. Als dieser davon hörte, dass ein anderer bedeutsamer König geboren worden sein soll, fürchtete er um seine Macht. Deshalb, so erzählt die Bibel weiter, ließ Herodes in der Gegend um Bethlehem alle Jungen ermorden, die jünger als zwei Jahre waren. Zum Andenken an diese Kinder wird dieses „Fest der unschuldigen Kinder“ gefeiert. Und es gibt den Brauch, gerade an diesem Tag Kinder ganz besonders zu segnen.

"Nehmt euch Kinder als Vorbild"

Jesus hat als Erwachsener Kinder sehr geschätzt, auch er hat sie gesegnet und umarmt. Und er hat zu seinen Jüngern gesagt: Nehmt euch Kinder als Vorbild. Wörtlich heißt es in der Bibel: „Wahrlich, ich sage euch: Wer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ (Lukasevangelium 18,17) Ich glaube: Auch Jesus konnte so sein wie ein Kind. Er ist den Menschen unbefangen und vorurteilsfrei begegnet – egal, was für eine Lebensgeschichte sie hatten. Sei es der Zöllner Zachäus, der seinen Mitmenschen das Geld aus der Tasche zog. Sei es die Ehebrecherin, zu der er sagt: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr.“ (Johannesevangelium 8,11)

Ein guter Vorsatz für`s neue Jahr

Und wenn ich auf das vergangene Jahr zurückblicke: Es ist mir wahrlich nicht immer gelungen, vorurteilsfrei und unbefangen auf meine Mitmenschen zuzugehen. Aber ich finde: Das kann mal ein guter Vorsatz für das neue Jahr sein, dies zu ändern. Und ein bisschen mehr wie ein Kind auf die Welt zu blicken.  

 

 

 

 

 

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