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Vom Himmel geschickt

Vom Himmel geschickt

Patricia Nell
Ein Beitrag von Patricia Nell, Katholische Pastoralreferentin und Religionslehrerin, Frankfurt
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Manchmal ist das Leben heftig. Und stellt den Alltag auf den Kopf. So erging es mir an einem Samstagabend im Dezember.

Es passierte auf dem Parkplatz eines Supermarktes. Wir sind gerade zum Auto gelaufen. Ich vorneweg. Mein Mann hinter mir rutscht auf irgendetwas aus und stürzt. Die rechte Hand blutet. Und wie! Und dann geht alles ganz schnell. Einer lässt seinen vollen Einkaufswagen los, als er sieht, was passiert ist. Angst kriecht in mir hoch. Aber nur für einen kurzen Moment. Er muss Arzt sein, denke ich. Oder wenigstens einer, der zupacken kann. Er fackelt nicht lange. Lagert den Arm richtig, bindet ihn ab, redet ruhig und besonnen. „Den hat uns der Himmel geschickt“ denke ich. Und sage es ihm dann auch, bevor ich dem Notarzt hinterherfahre. Die Landstraße ist dunkel. Starkregen vernebelt die Sicht. Aquaplaning.

Irgendwann komme ich Gott sei Dank heil in der Klinik an. Und werde schon erwartet. Man weiß, wer ich bin. Zu wem ich gehöre. Und offenbar auch, wie es mir gerade geht. Ruhig und behutsam werde ich in den Wartebereich der Notaufnahme gebracht. Ich bin gerade die Einzige hier. Es ist still. Noch weiß ich nichts. Während ich mir ein Glas Wasser hole, frage ich mich, wie die nächsten Wochen nun wohl aussehen mögen, in unserem Alltag daheim. Egal, denke ich. Das wird schon. Und während ich so vor mich hin sinniere, fühle ich ganz viel Dankbarkeit. Für all das, was ich eben erlebt hatte. Der unbekannte Mann auf dem Parkplatz, Gott sei Dank, dass er gerade da war. Und so schnell auch der Notarzt, schließlich die warmherzige Krankenschwester und ein erfahrener Mediziner, der jetzt bestimmt tut, was er kann. Alles wird gut, denke ich, bin irgendwie erleichtert und bleibe es auch in den anschließenden Wochen und Monaten.

Das Familienleben gerät zwar immer mal wieder aus den Fugen, weil die Verletzung doch schwerer ist, als erwartet. Und nur im gefühlten Schneckentempo heilt. Alle aber, die an unserer Seite sind, helfen. So wie an jenem Abend, als es passiert ist. Auch da haben uns Menschen ein Gefühl von Aufgehobensein gegeben. Und Sicherheit. Menschen, die der Himmel schickt. Immer wieder. Und zwar genau dann, wenn das Leben heftig ist und alles auf den Kopf stellt, aber auch wieder an den richtigen Platz rückt.

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