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Tschernobyl
Bild: Денис Резник/Pixabay

Tschernobyl

Tanja Griesel
Ein Beitrag von Tanja Griesel, Evangelische Pfarrerin, Fritzlar
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Heute vor 35 Jahren kam es zu einer Explosion im Kernkraftwerk Tschernobyl. Viele Menschen wurden damals aus dem betroffenen Gebiet evakuiert. Ein paar von ihnen sind später zurückgekommen. Wie der 88-jährige Yegor. Um ihn herum zerfällt alles: die Straßen, die leerstehenden Gebäude und Gehöfte. Die Natur erobert sich ihr Terrain zurück. Bäume wachsen in Häuser. Schlingpflanzen bedecken den Asphalt. Wildtiere leben zwischen den Ruinen. Yegor lässt sich davon nicht beeindrucken.

Auch in Fukushima leben Menschen mit der Bedrohung

Auch nach dem Störfall in Fukushima im März 2011 haben nicht alle Menschen das Risikogebiet verlassen. Mittlerweile haben sie dort sogar gelernt, mit der Bedrohung zu leben. Mit Geigerzählern kartographieren sie die Gegend. Die Einheimischen wissen, welche Gebiete sie meiden müssen. "Es gibt so viele Gefahren", sagt eine junge Japanerin in einem Fernsehinterview, "das darf unser Leben nicht bestimmen."

Menschliches Leben ist bedrohtes Leben. Davon erzählt auch die Bibel

Menschliches Leben ist bedrohtes Leben. Davon erzählt auch die Bibel. 40 Jahre lang wandert das Volk Israel durch die Wüste. Der Gefangenschaft aus der Sklaverei sind die Israeliten entkommen, aber noch lange nicht in Sicherheit. Die Sehnsucht nach dem Gelobten Land, die Hoffnung auf ein besseres Leben, treibt sie an. Aber da gibt es auch Zweifel. Sie sind erschöpft, denn der Weg ist anstrengend – und lebensbedrohlich.

Mose fertigt die eherne Schlange

Eine ganz konkrete Bedrohung sind die Schlangen. Ein Schlangenbiss kann tödlich sein. Daher bekommt Mose von Gott den Auftrag, eine eiserne Schlange zu fertigen. Wer von einer Schlange gebissen wird, sieht die eiserne Schlange an und wird leben, sagt Gott. Der Bedrohung ins Gesicht zu schauen, ist der Schlüssel zum Leben.

Bedrohungen annehmen und anschauen

Ja, Leben können wir, wenn wir anschauen, was uns bedroht. Die Auswirkungen von Tschernobyl und Fukushima werden uns noch weit in die Zukunft hinein begleiten. Wir wissen nicht, welche neuen Katastrophen uns erwarten. Doch wenn wir vor dem, was uns Angst macht, die Augen nicht verschließen, finden wir Möglichkeiten, damit umzugehen.

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