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Die Kunst der kleinen Schritte
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Die Kunst der kleinen Schritte

Uwe Groß
Ein Beitrag von Uwe Groß, Katholischer Diakon, Pfarrei St. Peter und Paul, Wiesbaden

Der Autor des « Kleinen Prinzen », Antoine de Saint-Exupéry, hat ein Gebet für den Alltag geschrieben. Es geht so : „Ich bitte nicht um Wunder und Visionen, Herr, sondern um Kraft für den Alltag. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Schenke mir Fingerspitzengefühl, um herauszufinden, was erstrangig und was zweitrangig ist. Lass mich erkennen, dass Träume nicht weiterhelfen, weder über die Vergangenheit noch über die Zukunft. Bewahre mich vor dem naiven Glauben, es müsste im Leben alles glatt gehen. Schenke mir die nüchterne Erkenntnis, dass Schwierigkeiten, Niederlagen, Misserfolge, Rückschläge eine selbstverständliche Zugabe zum Leben sind, durch die wir wachsen und reifen. Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen. Ich weiß, dass sich viele Probleme nur langsam lösen. Gib, dass ich warten kann. Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte.“ Soweit das Gebet von Antoine de Saint-Exupéry.

In diesem Gebet steckt viel drin für mich. Als erstes gefällt mir die nüchterne Betrachtung des Lebens: Träume helfen nicht weiter – ich kann das Leben so betrachten, wie es ist: Schwierigkeiten und Niederlagen sind nichts Besonderes, sie treffen jeden Menschen, wieso nicht auch mich. Ich habe kein Recht darauf, dass bei mir alles glatt läuft: Das finde ich beruhigend, und es befreit mich von dieser Frage: Warum stößt mir ausgerechnet das und das zu? Antoine de Saint-Exupéry dreht das Ganze um: Bei ihm lautet die Frage: warum sollten mich Krankheit, Misserfolg und Rückschläge eigentlich nicht treffen? Diese Sicht der Dinge hilft mir, gelassener mit Schwierigkeiten umzugehen. Schwierigkeiten, Krankheit und Rückschläge gehören zu jedem Leben, auch zu meinem. Und etwas Zweites beeindruckt mich in diesem Gedicht von Antoine de Saint-Exupéry: „Viele Probleme lassen sich nur langsam lösen, lass mich warten können.“ Diese Erfahrung mache ich immer wieder, egal, ob es um Konflikte in der Familie geht oder um Probleme in meiner Arbeit. Nicht alles lässt sich von jetzt auf gleich lösen. Oft brauche ich einen langen Atem. Und wenn ich mir das nicht zugestehe, wird es auch nicht besser. Ich muss oft Geduld erst lernen. Ja, Gott – lehre mich die Kunst der kleinen Schritte. Ich glaube, das macht mich zufriedener und menschlicher.

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