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Was an Corona erinnern wird
Willfried Wende/Pixabay

Was an Corona erinnern wird

Rüdiger Kohl
Ein Beitrag von Rüdiger Kohl, Evangelischer Pfarrer, Frankfurt-Bockenheim
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Wie werden wir uns später an die Corona-Zeit erinnern? Das fragt Dr. Dorothee Linnemann vom Historischen Museum in Frankfurt. Sie bittet zusammen mit einer Kollegin die Menschen in der Stadt, Dinge aus der Corona-Zeit zu sammeln und dem Museum zu schicken. Damit sollen zukünftige Generationen sehen, was wichtig gewesen ist.

Eine Ausstellung im Historischen Museum Frankfurt

Sie erklärt, wie man sich beteiligen kann: „Wer mitmachen möchte, kann zum einen digitale Fotos und Videos an das Museum schicken. Sie werden dann auf der Website des digitalen Stadtlabors veröffentlicht. Zum anderen nehmen wir Objekte entgegen. Die werden gesammelt und später in einer Ausstellung gezeigt.“

Solidarische Anteilnahme am Leben Anderer

Gleich zu Beginn der Corona-Krise hat das Museum die Aktion gestartet. Was haben die Menschen bisher eingereicht? Dorothee Linnemann zieht ein Zwischenfazit: „Viele Bürgerinnen und Bürger in Frankfurt nehmen solidarisch Anteil am Leben anderer Menschen. Sie sorgen für die, die Hilfe brauchen. Wir haben Fotos von Menschen, wie sie Schutzmasken basteln oder nähen. Jemand anders hat einen Einkaufszettel geschickt. Die Schrift zeigt: Den hat ein alter Mensch geschrieben. Für einen anderen Menschen, der für ihn einkaufen ging.“

Gibt es einen Sinn in dieser Krise?

Im Gespräch mit Dorothee Linnemann wird mir klar: Es geht nicht nur um die Frage, wie wir diesen Abschnitt der Geschichte erleben und gestalten. Sondern um die tiefer liegende Lebensfrage: Gibt es einen Sinn in dieser Krise? Das ist für mich eng verbunden mit meinem Glauben an Gott. Ob ich nach seinem Willen lebe und deshalb einen Sinn in meinem Leben sehen kann.

Einen Standpunkt in der Zukunft einnehmen, das hat Jesus gezeit

Was dabei wichtig ist, hat Jesus gezeigt. Auch er hat einmal aufgefordert, einen Standpunkt in der Zukunft einzunehmen. Er hat gesagt: „Stellt euch vor, ihr würdet auf euer Leben zurückblicken. Wonach soll es beurteilt werden?“ Deshalb hat Jesus gesagt,  worauf es ankommt: „Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war krank und ihr habt mich versorgt. Was ihr für einen meiner geringsten Brüder oder für eine meiner geringsten Schwestern getan habt, das habt ihr für mich getan“ (Matthäus 25,31).

Jesus hat aufgefordert, Erfahrungen mit denen zu sammeln, die Hilfe brauchen. Um so einen Sinn im Leben zu entdecken.

Wer wollen wir gewesen sein in Zeiten von Corona?

Wer wollen wir gewesen sein in Zeiten von Corona? Die Sammlung des Historischen Museums zeigt mir: Viele Menschen gehen solidarisch miteinander um. Sie teilen ihre Erfahrungen mit anderen. Sie geben so der Krise einen Sinn. Wie schön wäre es, wenn das über die Corona-Krise hinaus gilt.

"Was würde ich einreichen?"

Gegen Ende des Gesprächs fragt mich Dorothee Linnemann, was ich denn dem Museum einreichen würde. Ich muss nachdenken. Dann antworte ich: „Vielleicht ein Foto von einem Lunchpaket. Also von einer Papiertüte mit zwei belegten Broten, Obst, Keksen und Wasser drin. Als Erinnerung an eine große Spendenaktion für Obdachlose im Frankfurter Bahnhofsviertel.“

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