So einfach ist das
Es ist laut vor dem Bahnhof. Aber ich höre ihn. Ein achtjähriger Junge mit weißer Haut. Seine Schuhe klatschen auf dem Boden bei jedem Schritt. Jetzt wird er schneller und schneller, läuft mit seinem Rucksack über den Platz. Ihm entgegen läuft ein anderer Junge mit schwarzer Haut. Auch mit schweren Schuhen, die auf dem Boden klatschen. Als sie sich treffen, fallen sie sich um den Hals und einer der beiden ruft: Mein Bruder!
Einfach nur: Mein Bruder! Oder: Meine Schwester
So einfach ist das. Jesus hätte seine Freude. Gleichgültig die Hautfarben, die Frisuren, die Kleidung. Einfach nur: Mein Bruder! Oder: Meine Schwester, wenn zwei Mädchen sich finden. Wir sind Kinder eines Vaters. Könnte man denken. Denken wir aber oft nicht, leider. Dann gibt es hundert Unterschiede. Dann fürchtet man sich vor diesem oder jener. Natürlich ist das berechtigt. Man liest und hört manches Schlimme. Das darf man nicht wegdenken. Da ist Vorsicht geboten.
Nicht Herkunft oder Hautfarbe, sondern Freundschaft
Aber doch nicht immer. Bei Kindern schon gar nicht. Sie haben dieses Unbefangene. Dann sehen sie nicht Hautfarbe oder Herkunft, sondern Freundschaft. Und rufen laut vor dem Bahnhof: Mein Bruder! Das Christkind würde sich freuen, denke ich. Es hofft ja, dass wir auch mal unbeschwert sein können. Dass wir, bei aller Sorge, doch etwas mehr vertrauen.
Kinder des einen Vaters im Himmel
Und den besonderen Blick haben, das besondere Ohr: Vielleicht muss ich ja nicht so viel Furcht haben; vielleicht ist der oder die andere einfach wie mein Bruder, meine Schwester. Kinder des einen Vaters im Himmel.