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Schuldeingeständnis, aber kein Schlusspunkt (Zur Vertuschung von sexuellem Missbrauch im Bistum Limburg)

Schuldeingeständnis, aber kein Schlusspunkt (Zur Vertuschung von sexuellem Missbrauch im Bistum Limburg)

Beate Hirt
Ein Beitrag von Beate Hirt, Senderbeauftragte der katholischen Kirche beim hr, Frankfurt
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Es war ein Schuldeingeständnis und eine Bitte um Verzeihung, immerhin. Das Bistum Limburg hat am Mittwoch einen unabhängigen juristischen Bericht veröffentlicht, der zeigt: Kirchenverantwortliche haben sexuellen Missbrauch vertuscht,  sie haben einen Täter weiter eingesetzt und einen Betroffenen dazu gedrängt, ihn nicht anzuzeigen. Der ehemalige Personalchef Wanka sagt: „Ich bitte um Verzeihung“, und auch der Limburger Altbischof Kamphaus meldet sich zu Wort: „Ich habe schwere Schuld auf mich geladen,“ sagt er. Das sind wichtige Worte. Kai Moritz ist einer der Betroffenen, jahrelang wurde er als Kind missbraucht. Er sagt in der hessenschau: Vor allem dieses „ich“ ist wichtig. Es wird eben nicht mehr nur allgemein geredet, sondern Verantwortliche gestehen persönlich ihre Schuld ein.

Ja, damit hat das Bistum Limburg einen wichtigen Schritt getan. Vielleicht sogar einen wegweisenden. Und trotzdem war ich am Mittwochabend so wütend und entsetzt und bin es noch immer. Darüber, dass überhaupt so etwas passieren konnte. Kirchenverantwortliche, die doch Moral und Schuldbewusstsein predigen, haben so unmoralisch und so ohne Schuldbewusstsein gehandelt. Und reden sich eben doch teilweise noch immer heraus: Er könne sich nicht erinnern, dass da damals wirklich von Missbrauch die Rede war, sagt der ehemalige Personalchef, er habe die Situation falsch eingeschätzt. Und gibt keine Begründung, warum die Gespräche und die Therapiemaßnahme trotzdem in der Personalakte des Täters fehlen. Wütend macht mich auch, wenn von „Schlusspunkt“ die Rede ist. Nein, dieser Bericht und diese Schuldeingeständnisse sind kein Schlusspunkt. Schon, weil über das weitere Verfahren gegen den Täter noch in Rom entschieden werden muss. Der Betroffene, Kai Moritz, sagt: „Es ist eine Zwischenstation.“ Und er sagt vor allem: „Mich wird das bis zu meinem Tod begleiten.“ Diese Perspektive der Betroffenen: die nehmen Kirchenverantwortliche immer noch viel zu selten ein, hab ich den Eindruck.

Es ist noch viel zu tun. Und die Verantwortlichen müssen beim Thema „sexueller Missbrauch in der Kirche“ noch viel öfter sagen: Ich habe schwere Schuld auf mich geladen. Und ich bitte um Verzeihung.

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