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Sara und Abraham – Die fitten Alten
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Sara und Abraham – Die fitten Alten

Dr. Ursula Schoen
Ein Beitrag von Dr. Ursula Schoen, Prodekanin, Evangelisches Stadtdekanat Frankfurt

Der Klassiker im Kindergottesdienst ist Abraham. Von Abraham wird im ersten Buch der Bibel, in der Genesis, berichtet. Gott hat Großes mit ihm vor. Die göttliche Anweisung für ihn lautet so: Gehe aus deinem Haus und deiner Verwandtschaft in ein Land, das ich dir zeigen will. Gott verspricht Abraham, als er aufbricht. Ich will Dich segnen und du sollst ein Segen sein! Abraham zieht mit seiner Frau Sara in die Ferne, in das Land Kanaan. Vor allem Jugendliche spricht diese Geschichte an. Von zuhause Ausziehen, auf eigenen Füssen stehen und was Großes erleben. Davon träumen viele!
Sarah und Abraham haben aber durchaus schon ein gewisses Alter, als Gott sie auffordert loszuziehen. Sie müssten zwischen sechzig und siebzig Jahre alt sein. Heute ist das ein Alter, in dem man sich noch leicht manchen Traum erfüllen kann. Für damalige Begriffe waren sie „Hochbetagte“. Menschen, die ihre Kräfte täglich schwinden sehen und deren Lebensradius immer kleiner wird. Abraham und Sara haben jedoch am Ende ihres Lebens noch einen ganz besonderen Wunsch: Eltern werden! Und tatsächlich: Im neuen Land werden sie Eltern! Isaak, ihr einziger Sohn wird geboren. Überraschend und unerwartet!
In der Geschichte von Abraham und Sara rücken sehr alte Menschen in den Blick. . Vielleicht kommt gerade ihnen Gott wieder nahe. Auch in der letzten Lebensphase gibt es Wünsche und Träume trotz abnehmender Möglichkeiten. Was sich viele im Alter wünschen: Körperliche Nähe. Noch einmal an einen geliebten Ort zurückkehren. Oder eine zerrüttete Familiensituation klären. Nicht immer sind die Wünsche groß: Eine 93 – jährige Dame in einem Altersheim sagte mir einmal: „Wissen Sie, in meinem Alter erwartet man nicht mehr das ganz Große vom Leben und die Gefühle gehen auch nicht mehr so tief!" Plötzlich lächelte sie: „Aber Donnerstags gibt es hier immer die frisch gebratenen Hühnchen vom Grill! Wenn ich daran denke, werde ich ganz hibbelig! Auf die freue ich mich schon die ganze Woche!“ Wir mussten beiden lachten. Auch ich hatte plötzlich Lust auf ein frisch gegrilltes Hühnchen.
Ich will noch dies, noch jenes! Darin steckt Neugier auf das, was noch kommt! Vielleicht kein großer Aufbruch, aber eine kleine Überraschung. Die Jüngeren sind mit Urteilen oft schnell bei der Hand. „Das geht eben nicht mehr, Oma!“, heißt es dann ganz lapidar!
Bis zum Schluss kann man was vom Leben erwarten. Gott sagt zu Abraham: „Ich will Dich segnen.“ Aber dabei bleibt es nicht: „..und du sollst ein Segen sein!“ Gott gibt Abraham auch noch einen Auftrag: Segen sein! Meine hochbetagte Großmutter hat mich wenige Tage vor ihrem Tod noch gesegnet. Ihr Segen begleitet mich.

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