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Nicht nur anders, sondern ganz anders

Nicht nur anders, sondern ganz anders

Prof. Dr. Gerhard Stanke
Ein Beitrag von Prof. Dr. Gerhard Stanke, Domkapitular
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Die Nachrichten der vergangenen Wochen haben uns sehr deutlich an die Endlichkeit des Lebens erinnert. Vielleicht ist auch jemand, den sie persönlich kannten, in der letzten Zeit gestorben. Und sie konnten nicht Abschied nehmen. Und die Beerdigung fand im kleinsten Kreis statt. Dann meldet sich vielleicht drängender als sonst die Frage: Was erwartet die Verstorbenen und uns nach unserem Tod?Menschen denken darüber nach, wie sie sich das Leben nach dem Tod vorstellen sollen. Öfter wurde ich auch schon gefragt: Werde ich meine Angehörigen dann sehen? Wie werde ich sie finden unter den unzähligen Menschen im Himmel?

Mir fällt zu diesen Überlegungen eine Geschichte von zwei Mönchen ein. Sie haben sich über das Leben nach dem Tod Gedanken gemacht. Dabei malen sie sich dieses neue Leben in prächtigen Farben aus. Sie sind – wie wir alle – aber natürlich nicht sicher, ob es wirklich so sein wird. Deshalb vereinbaren sie: Wer von uns zuerst stirbt, gibt dem anderen Nachricht. Entweder sollte er sagen: taliter, das heißt: so – eben so wie sie sich das vorgestellt haben. Oder aliter, das heißt: anders. Der eine stirbt und der andere wartet auf eine Nachricht von ihm. Aber es kommt keine Nachricht. Als er langsam die Hoffnung aufgibt, erscheint ihm der Mitbruder doch und sagt zwei Worte: totaliter aliter. Nicht nur anders, sondern ganz anders. Was er damit sagen wollte: Unsere Vorstellungskraft reicht nicht aus, um uns den Himmel auszumalen.

Die Bibel spricht davon, dass es einmal keinen Tod, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal mehr gibt. Denn was früher war, ist vergangen. Gott wird alle Tränen abwischen. Er macht alles neu (vgl. Offenbarung 21,4 ff.).

Jesus verwendet ein anschauliches Bild für das, was Gott für vorbereitet hat. Er spricht davon, dass wir zu einem Festmahl eingeladen werden. So ein Festmahl war und ist in den Augen der Menschen der Inbegriff von Lebensfreude.

Der Professor, bei dem ich promoviert habe, hat uns am Ende des Semesters immer zu einem festlichen Essen eingeladen. Er hat auch selbst gern gegessen und dazu ein Glas Wein getrunken. In seinem Sterbegottesdienst hat der Zelebrant dann folgende Stelle aus dem Buch des Propheten Jesaja als Lesung ausgewählt: „Der Herr der Heere wird auf diesem Berg für alle Völker ein Festmahl geben mit den feinsten Speisen, ein Gelage mit erlesenen Weinen, mit den besten und feinsten Speisen mit besten erlesenen Weinen… Er beseitigt den Tod für immer. Gott, der Herr, wischt die Tränen ab von jedem Gesicht.“ (Off. 25,6 ff.)
Da dachte ich: Diese Lesung passt zu meinem Doktorvater. Ein Festmahl, mit den besten Speisen und erlesenen Weinen in einer großen Gemeinschaft, so wie er es liebte. Das ist ein Bild. Es wird aber doch noch einmal ganz anders sein, wenn wir Gott begegnen. Er hat uns Leben in Fülle versprochen. (vgl. Jo 10,10)

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